Die Supermärkte verkaufen schon die erste Weihnachtsschokolade, die Tage werden kürzer und es wird langsam kälter. Das kann nur eins bedeuten: Die Heizsaison steht vor der Tür. Und damit sehen sich Haushalte auch mit einem weiteren Kostenpunkt konfrontiert, den es im Sommer nicht gibt: Der Gasverbrauch der Heizung oder eben der zusätzliche Stromverbrauch einer Wärmepumpe.
In Sachsen-Anhalt können sich Verbraucher auf niedrigere Gaspreise freuen. Dort haben mehrere Stadtwerke angekündigt, ihre Preise zu senken. Gründe dafür sind laut dem Geschäftsführer der Stadtwerke Dessau vor allem ein milder Winter, ein geringerer Verbrauch und gut gefüllte Speicher. So sollen Haushalte je nach Größe und Verbrauch in diesem Winter bis zu 450 Euro weniger für Gas zahlen müssen als im Vorjahr. Aber nicht alle Stadtwerke haben ihre Preise gesenkt. Andere würden noch die weiteren Entwicklungen abwarten. So spielt vor allem die im Oktober erwartete Anpassung der Netzentgelte und Umlagen eine Rolle bei der Entscheidung, ob die Preise gesenkt werden und um wie viel.
Aber nicht nur in Sachsen-Anhalt wird Heizen etwas günstiger, sondern auch in Nordrhein-Westfalen haben schon mehrere Stadtwerke ihre Preise gesenkt. Die Preise für fossile Brennstoffe werden in dieser Heizperiode bundesweit niedriger sein als noch vor einem Jahr, wie aus den Prognosen im Heizspiegel von co2online hervorgeht. Erdgas soll demnach etwa 24 Prozent günstiger werden, der Preis für Öl ist knapp 4 Prozent niedriger. Diese Entwicklung ist aber nicht wirklich neu. Schon im letzten Jahr sind die Energiepreise gefallen.
2024 sinken die Heizkosten nun noch weiter und Haushalte zahlen im Schnitt etwa ein Drittel weniger als noch während der Energiekrise 2022. Obwohl die Preise aktuell zwar wieder fallen, sind sie trotzdem noch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Noch 2020 betrug der durchschnittliche Gaspreis nur 5,65 Cent pro kWh. Im September 2022 erreichte er seinen zwischenzeitlichen Höchstpunkt von ungefähr 40 Cent pro kWh. Aktuell zahlen Haushalte im Durchschnitt wieder ungefähr 12,5 Cent pro kWh Gas. Für Neukunden ist es sogar noch günstiger: Diese zahlen ungefähr 8,6 Cent pro kWh. Das ist zwar auch teurer als vor der Pandemie, aber trotzdem deutlich günstiger als der Preis von Bestandskunden. Neukundenverträge beinhalten nämlich Neukundenboni, die mit der Gasrechnung verrechnet werden.
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Ähnlich wie beim Strom besteht auch der Gaspreis aus mehreren Einzelteilen, die entweder beeinflussbar oder nicht beeinflussbar sind. Die Gaslieferanten können zum Beispiel die Energiebeschaffungskosten, die Vertriebskosten oder die Marge beeinflussen. Nicht beeinflussbar sind dagegen gesetzliche Abgaben, wie zum Beispiel Netzentgelte, Konzessionsabgaben oder Entgelte für Messstellenbetrieb und Messung, Umlagen und Steuern.
Zu den nicht beeinflussbaren Bestandteilen gehört somit ebenfalls die CO2-Steuer, die seit 2021 auf fossile Brennstoffe erhoben wird. Pro Tonne CO2 wird eine Abgabe fällig, die jährlich ansteigt. 2021 zahlten Unternehmen noch 25 Euro pro Tonne CO2. 2025 steigt dieser Preis auf 50 Euro pro Tonne und 2026 auf maximal 65 Euro. Ab 2027 ist eine freie Preisbildung im Emissionshandel geplant. Die Energielieferanten können diese Zusatzkosten nicht wirklich beeinflussen. Im Endeffekt steigen dadurch aber die Heizkosten für Haushalte, die Gas oder Öl nutzen, denn viele Unternehmen geben diese Kosten an ihre Kunden weiter. Für Haushalte mit einem Verbrauch zwischen 12.000 und 18.000 kWh Erdgas pro Jahr betragen die Kosten für die CO2-Steuer aktuell zwischen 117 Euro und 175 Euro. Im nächsten Jahr steigt dieser Betrag voraussichtlich auf 130 Euro bis 194 Euro. Die Veränderung am Gesamtpreis ist damit vergleichsweise gering. Je nach Verbrauch müssen Haushalte mit Mehrkosten zwischen 5 und 30 Euro pro Jahr rechnen.
Die Mangellage in der Gasversorgung sorgte 2022 nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine für hohe Gaspreise in Deutschland. Nun scheint die Krise überstanden. Bundeswirtschaftsminister Habeck erklärte bei einem Bürgerdialog: „Es gibt keine Gasmangellage mehr.“ Außerdem seien die Gasspeicher voll und durch die neu gebauten Flüssiggasterminals gebe es genug Reservekapazitäten. Die unmittelbare Versorgungsnot sei also abgewendet.
Ein Blick auf die Gasspeicher bestätigt diese Aussagen. Die gesetzliche Vorgabe lautet, dass die Gasspeicher zum 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Dieses Ziel war 2024 bereits im Juni erfüllt. Auch das Ziel des Speicherstands von 85 Prozent zum 1. Oktober ist bereits im Juli erreicht worden. Aktuell sind die Speicher zu ungefähr 96 Prozent gefüllt, ein Speicherstand, der spätestens am 1. November erreicht sein sollte.
Das ist zwar ein gutes und beruhigendes Omen, bedeutet aber trotzdem nicht, dass die Gasversorgung für die Wintermonate jetzt schon sicher ist. Weiterhin braucht es Importe aus dem Ausland, ansonsten wären die Speicher wieder leer, bevor der Winter vorbei ist. Ohne zusätzliche Lieferungen wäre der Vorrat bereits nach zwei kalten Monaten aufgebraucht. Es gibt zwar auch hierzulande Gasförderquellen, den Großteil des benötigten Gases muss Deutschland aber aus dem europäischen Ausland importieren. Die eigene Gasförderung ist in den letzten Jahren wegen erschöpfter Quellen immer mehr gesunken, würde aber sowieso nicht ausreichen, um den gesamten deutschen Gasbedarf von Haushalten und Industrie zu decken. Die deutschen Gasspeicher fassen ein Volumen von etwa 24,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas, was ungefähr 250 Terawattstunden entspricht. In 2024 wurden in Deutschland bisher aber nur etwa 20 Gigawattstunden gefördert, ein verschwindend geringer Anteil an der maximalen Kapazität der deutschen Gasspeicher.
Die größten Gaslieferanten für Deutschland sind Norwegen, die Niederlande und Belgien. Deutschland exportiert aber auch Gas ins Ausland. In 2024 gingen die meisten Gasexporte übrigens in die Tschechische Republik und in die Niederlande.
Robert Habeck gab ebenfalls eine Prognose über den Gaspreis in den kommenden Jahren ab. Auch wenn die Gasmangellage überwunden sei und das Gas aus Russland nicht mehr fehle – die Speicher seien schließlich voll -, erwartet der Bundeswirtschaftsminister in den nächsten Jahren trotzdem höhere Gaspreise als noch zwischen 2017 und 2019. Einen Grund hierfür sieht er an der Verfügbarkeit von LNG. Das Angebot an LNG würde in den nächsten Jahren zwar steigen, wodurch der Preis etwas sinken werde. Schon aus logistischen Gründen sei LNG aber teurer als das Pipeline-Gas aus Russland. Damit ist es unwahrscheinlich, dass das Preisniveau von vor der Pandemie wieder erreicht wird.
Bereits 2023 sanken die Heizkosten in fast ganz Deutschland. Haushalte mit einer Gasheizung zahlten zehn Prozent weniger als noch 2022. Auch die Kosten für Wärmepumpen, Holzpellets und Heizöl waren um 28 Prozent, 20 Prozent und 19 Prozent gesunken. Nur der Preis für Fernwärme stieg 2023 um etwa 8 Prozent. Auch für 2024 deuten Prognosen im Heizspiegel von co2online auf ein sehr ähnliches Bild hin. Die Heizkosten sinken überall, nur nicht bei der Fernwärme. Diese würde um 21 Prozent teurer werden und wäre damit die teuerste Art, zu heizen.
Die Heizkosten einer Wärmepumpe sollen dagegen um knapp 18 Prozent sinken, wodurch sie günstiger ist als die fossilen Alternativen. Und mit Blick auf den CO2-Preis für fossile Brennstoffe könnte die Wärmepumpe in den nächsten Jahren noch attraktiver werden. Ebenso beträgt seit dem 1. April 2024 auch die Umsatzsteuer für Erdgas wieder 19 Prozent, nachdem sie während der Energiekrise auf 7 Prozent gesenkt wurde. Das wird sich in den kommenden Wintermonaten sicherlich auch bemerkbar machen. Wenn Versorger die Erhöhung der Umsatzsteuer unverändert an die Kunden weitergeben, entfällt übrigens die Informationspflicht. Kunden haben in diesem Fall auch kein Sonderkündigungsrecht. Geben die Unternehmen allerdings den erhöhten CO2-Preis an die Kunden weiter, besteht eine Informationspflicht und ein Sonderkündigungsrecht gemäß dem individuellen Belieferungsvertrag.