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Gas

Marktupdate September: Nachfrage nach Wärmepumpen in 2024

3. September 2024

von Christoph Deutscher

Wärmepumpen sollen der neue Heizungsstandard in Deutschland werden. Das ist ja erstmal keine schlechte Idee: Sie erzielen einen deutlich höheren Wirkungsgrad als herkömmliche Heizsysteme und sind deswegen effizienter und kostengünstiger als Gas- und Ölheizungen. Und es gibt Unmengen an Förderungen für Haushalte, die eine Wärmepumpe installieren wollen. Darüber hinaus brauchen sie als Antriebsenergie nur Strom, sie können also theoretisch umweltfreundlich arbeiten, vorausgesetzt der bezogene Strommix kommt aus erneuerbaren Energien. Betrachtet man alle Vorteile, wäre zu erwarten, dass die Nachfrage nach Wärmepumpen auf einem Allzeithoch ist und das Angebot nur schwer hinterherkommt. Aber wie sieht die Realität aus?

Verkauf von Wärmepumpen bricht ein

Das ausgegebene Ziel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von 2022 war es, ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen zu installieren. Das bedeutet nochmal eine weitere Steigerung des Absatzes im Vergleich zu den Vorjahren. Zuletzt ist die Zahl der jährlich installierten Wärmepumpen stets um etwa 50 Prozent gestiegen. 2021 wurden etwa 154.000 Wärmepumpen installiert, 2022 stieg die Zahl auf 236.000. In 2023 waren es schließlich 356.000. neue Wärmepumpen. Bei einem gleichmäßigen Anstieg der Verkaufszahlen würde man 2024 die halbe Million knacken können. Allerdings ist die Nachfrage im ersten Halbjahr dieses Jahres wieder gesunken. Es wurden nur etwa 90.000 neue Wärmepumpen installiert. Die Prognose vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie auf das gesamte Jahr beläuft sich auf ungefähr 200.000. Das ist nicht einmal die Hälfte des ausgegebenen Zieles und sogar unter dem Wert von vor zwei Jahren. Aber wieso stockt der Ausbau? Wie kommt ein derartiger Einbruch der Absatzzahlen zustande?

Wieso sind Wärmepumpen nicht mehr so gefragt?

Das grundsätzliche Interesse der Kunden sei laut Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BHD), zwar vorhanden, aber bei vielen spiele noch eine gewisse Unsicherheit mit, ob es sich überhaupt lohnt, eine private Wärmepumpe zu installieren. Das liegt daran, dass Anfang des Jahres das Wärmeplanungsgesetz in Kraft getreten ist, mit dem alle Städte und Gemeinde in Deutschland eine lokale Wärmeplanung bekommen sollen. Wie Staudt der Tagesschau erklärte, sei es für viele Verbraucher eine Herausforderung, sich in dem Gemenge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und der Förderung von Wärmepumpen zurechtzufinden – und das trotz einer fachlichen Beratung. Deswegen würden viele Haushalte die Entscheidung über eine Heizungsmodernisierung aufschieben, bis Klarheit über die kommunale Wärmeplanung besteht.

Hierin sehen Energietechniker auch noch ein anderes Verbesserungspotenzial, damit das Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr möglich wird: Verbraucher müssen besser beraten und ihre Fragen beantwortet werden. Haushalte brauchen Sicherheit und Vertrauen, um sich für die Modernisierung ihres Heizungssystems zu entscheiden. Aktuell sind viele Haushalte aber verunsichert – vor allem wegen der kommunalen Wärmeplanung und der ungewissen Strompreisentwicklung. Auch die Geschäftsführer der größten Wärmepumpenhersteller sehen vor allem die vielen politischen Querelen und Unklarheiten als Hauptgrund für den Rückgang an Neuinstallationen. So sind sich viele Geschäftsführer einig, dass die nachweislich effizientere Technologie der Wärmepumpe in erster Linie kaputt geredet wurde und die Haushalte so das notwendige Vertrauen verloren haben.

Ebenfalls große Wirkung hatten die Anti-Wärmepumpenkampagnen, die von einem erzwungenen Heizungstausch sprachen. Auch andere Meldungen zum Thema Gasheizungen mit Wasserstoff sorgten für Unsicherheiten und mangelndes Vertrauen gegenüber der Wärmepumpe. Verbraucher blieben oft auch im Glauben, es gäbe eine ebenso effiziente Alternative zur Wärmepumpe, ohne große Anpassungen am Gebäude und dem Heizsystem vorzunehmen. Einem technischen Vergleich hält diese Meinungsmache aber nicht stand: Wärmepumpen sind genauso umweltfreundlich, benötigen aber deutlich weniger Strom, um die Wärmeenergie nutzbar zu machen. Eine Studie des Öko-Institut e.V. aus 2021 ergab zum Beispiel, dass eine Wasserstoffheizung in einem unsanierten Gebäude fast viermal so viel Strom benötigt, wie eine Wärmepumpe. In einem sanierten Gebäude brauchen Wasserstoffheizungen demnach sogar mehr als die fünffache Menge.

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Robert Habecks Wärmepumpentour durch Norddeutschland

Robert Habeck hat im August eine dreitägige Reise durch Norddeutschland unternommen, um mit den dort lebenden Menschen über Erneuerbares Heizen zu sprechen. Natürlich war vor allem die Wärmepumpe ein Gesprächsthema – und besonders die Fragen was funktioniert, was nicht funktioniert, welche Hürden überwunden werden mussten und was getan werden muss, damit noch mehr Menschen und Haushalte die Wärmepumpe für sich entdecken.

Auf dieser Tour hat er sich außerdem noch bemüht, mit Vorurteilen und Falschinformationen über die Wärmepumpe aufzuräumen. Zentrale Punkte sind der Wert des Gebäudes und die Bedenken über die Heizleistung einer Wärmepumpe. Wärmepumpen sollen etwa – genau wie Photovoltaikanlagen – den Wert einer Immobilie erhöhen. Auch was die Heizleistung angeht sind die Sorgen oft unbegründet. Auch in Altbauten und in Gebäuden ohne Fußbodenheizung kann eine Wärmepumpe das Haus wärmen. Zudem sind Wärmepumpen gerade in den kälteren europäischen Ländern wie Finnland, Norwegen und Schweden aktuell noch deutlich beliebter als hierzulande. Das zeigt, dass Wärmepumpen auch dann noch gut funktionieren und zuverlässig heizen, wenn die Temperaturen im Winter deutlich kälter sind als wir es in Deutschland gewohnt sind.

Not in der Wärmepumpenbranche?

Auf seiner Reise begegnete Habeck sowohl stolzen Besitzern von Wärmepumpen als auch unzufriedenen Beschäftigten eines Stiebel-Eltron-Werks. Letztere sind der Meinung, die Politik lasse das Werk und die Angestellten im Stich. Tatsächlich steht bei Stiebel Eltron ein Stellenabbau an, wie unter anderem FOCUS Online berichtete. Außerdem sind schon lange Teile der Beschäftigten in Kurzarbeit, nachdem in den vergangenen Jahren viel Personal eingestellt wurde, um der Menge an Aufträgen gerecht zu werden.

Laut dem Hauptgeschäftsführer des BHD Markus Staudt sei diese Marktsituation eine Herausforderung für die gesamte Heizungsindustrie. In den vergangenen zwei Jahren hat nicht nur Stiebel Eltron die Produktionskapazitäten erweitert und leidet nun am Rückgang der Nachfrage. Auch bei Vaillant rechnet man mit einem Stellenabbau und viele Beschäftigte befinden sich in Kurzarbeit. Bei Bosch hat sich ebenfalls ein Rückgang der Nachfrage nach Wärmepumpen eingestellt, trotzdem hat dieses Unternehmen Ende Juli den Gebäudetechnik-Konzern Johnson Controls mit Sitz in Irland für 8 Milliarden US-Dollar (7,4 Milliarden Euro) gekauft – laut eigener Aussage der größte Erwerb der Unternehmensgeschichte. Johnson Controls ist auf die Bereiche Heizung, Lüftung und Klimatisierung spezialisiert.

Außerdem will Bosch bis Ende des Jahres nochmal über eine Milliarde Euro in die eigene Wärmepumpenproduktion investieren, unter anderem sollen in Europa neue Fabriken entstehen und bisherige Standorte ausgebaut werden. Das Unternehmen erwartet, dass die Nachfrage nach Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen bis 2030 um 40 Prozent wachsen wird. Bei ihren technologischen Vorteilen ist das auch nachvollziehbar, nur das politische Drumherum muss sich noch beruhigen und den Haushalten auch das nötige Vertrauen geben. Habecks Wärmepumpentour durch Norddeutschland könnte in dieser Hinsicht ein richtiger Schritt gewesen sein. Die Geschichte der Wärmepumpe hat also noch lange nicht ihr Ende erreicht. Ob und wann sie in Deutschland aber flächendeckend Einsatz findet, bleibt vorerst abzuwarten.

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