Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 kommt der deutschen Gasversorgung besondere Aufmerksamkeit zu. Nach den deutschen Bemühungen, die Energieversorgung unabhängiger zu gestalten, liefert Russland nun deutlich weniger Gas an europäische Staaten. Seit dem 23. Juni gilt in Deutschland nun die Alarmstufe des Notfallplans Gas. Wir klären auf, wie es dazu kam und was Sie jetzt wissen müssen.
Noch 2021 hat Deutschland 55 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases aus Russland importiert. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wird deutlich, dass das keine langfristige Strategie für die deutsche Energieversorgung sein kann. Europa hat Russland infolge des Krieges mit starken Sanktionen belegt, dazu gehört unter anderem die Aussetzung der Gaspipeline Nord Stream 2. Als Reaktion hat Russland den Export von Gas in die EU und somit auch nach Deutschland stark gedrosselt.
Es wird deutlich, dass Deutschland nicht weiterhin einen so großen Anteil des Erdgases aus Russland beziehen kann. Die Abhängigkeit macht die deutsche Politik und Wirtschaft angreifbar. Außerdem finanziert Deutschland mit dem Kauf so großer Mengen Gas die Kriegshandlungen Russlands gegen die Ukraine.
Um dem entgegenzuwirken, hat der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck bereits kurz nach Kriegsausbruch erste Strategien vorgelegt und Gespräche mit alternativen Gaslieferanten geführt. Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Sommer 2024 den Anteil russischen Erdgases am Gesamtverbrauch auf 10 Prozent zu reduzieren. Bereits jetzt bezieht Deutschland nicht nur Gas aus Russland, sondern auch aus Norwegen und den Niederlanden.
Ein weiterer wichtiger Schritt, der schnell an Konturen gewann, ist die Unterstützung der Gasversorgung mit Flüssiggas, sogenanntes LNG. Das Flüssiggas wird vor allem auf dem Seeweg transportiert und in Terminals für die Verwendung aufbereitet. Deutschland hat bisher keine eigenen LNG-Terminals und ist daher auf die europäischen Nachbarn angewiesen. Ende 2022 wird aber damit gerechnet, dass auch Deutschland eigene mobile LNG-Terminals an der Küste bekommt.
Bereits im März 2022, als absehbar war, dass die Sanktionen gegen Russland maßgeblichen Einfluss auf die Energieversorgung nehmen werden, hat die Bundesregierung den Notfallplan Gas aktiviert. Dabei handelt es sich um einen dreistufigen Plan zur Sicherung der Energieversorgung. Am 30. März wurde die Frühwarnstufe ausgerufen.
Seit Mitte Juni 2022 hat Russland den Export von Erdgas über die Ostseepipeline Nord Stream 1 stark gedrosselt; die Auslastung der Pipeline liegt nur noch bei etwa 40 Prozent der Maximalleistung. Seit dem 11. Juli 2022 findet eine jährliche, turnusmäßige Revision statt, innerhalb der gar kein Gas über die Pipeline kommt. Aktuell besteht damit die Unsicherheit, ob Russland nach dem Ende der Revision wieder Gas liefert. Wenn dies nicht der Fall wäre, bestünde ein massives Problem für die Versorgungssicherheit mit Gas im Winter 2022/2023. Seit dem 23. Juni 2022 gilt daher die Alarmstufe des Notfallplans Gas und damit die zweite Stufe. Die dritte Stufe wäre die Notfallstufe.
Die Bundesregierung hat daher bereits Maßnahmen ergriffen und möchte einer Verschärfung der Situation auf diese Weise vorbeugen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Gasspeicher. Jetzt im Sommer wird deutlich weniger Gas verbraucht als in den Wintermonaten. Die Sommermonate können also dafür genutzt werden, das importierte Gas für die kalte Jahreszeit zu speichern.
Aktuell wird überwiegend eingespeichert und nur wenig des importierten Erdgases verbraucht. Die unterirdischen Gasspeicher sollen auf diese Weise bis zum 01. November 2022 zu 90 Prozent gefüllt sein. Sollte die Importmenge ab Ende Juli aber nicht wieder erhöht werden, kann die Energieversorgung im Winter nicht gesichert werden.
Bis dato ist diese Strategie auch aufgegangen: Die Füllstände der Gasspeicher stehen auf einem höheren Niveau im Vergleich zu früheren Jahren. Kritisch wird aber das Erreichen des 90-Prozent-Ziels bis Anfang November, wenn nicht die Importmenge durch die Nord Stream 1 Pipeline wieder erhöht wird.
In den vergangenen Monaten war der Gasverbrauch in Deutschland bereits geringer als in den Vorjahren. Das hängt damit zusammen, dass Verbraucher, Gewerbe und Industrie die angespannte Situation auf dem Gasmarkt zur Kenntnis nehmen, die Aufforderungen zum Sparen verinnerlichen und die stark gestiegenen Gaspreise die Verbraucher belasten und diese daher ihren Gasverbrauch reduzieren.
Erstmal sollten Sie sich von der Alarmstufe nicht beunruhigen lassen, sie aber dennoch ernst nehmen. In Deutschland hat die Versorgung von Haushalten mit Gas zum Heizen höchste Priorität. Sollte es im Winter zu Engpässen kommen, muss nach aktueller Gesetzgebung zuerst die Industrie Kürzungen bei der Gasversorgung hinnehmen.
Wenn aber weiterhin die Speicher gefüllt werden können und ein durchschnittlich kalter und nicht allzu langer Winter wartet, wird es erst gar nicht zu Engpässen kommen. Es kann aber auch zu einer weiteren Verschärfung der Lage kommen und hierauf sollten wir ebenfalls vorbereitet sein!
Deshalb gilt: Jede gesparte Kilowattstunde hilft, die Versorgung langfristig zu sichern. Senken Sie also im Winter die Raumtemperatur und nutzen Sie heißes Wasser mit Bedacht. Ihre Gasrechnung wird es Ihnen ohnehin danken, denn es ist weiter von steigenden Gaspreisen auszugehen.
Besonders in Zeiten steigender Preise ist es wichtig, dass Sie im günstigsten Tarif sind. Wir helfen Ihnen, diesen zu finden: Mit dem Wechselservice von Wechselpilot übernehmen wir alles vom Preisvergleich bis zum jährlichen Wechsel.