Mozilla/5.0 (Windows NT 10.0; Win64; x64; rv:109.0) Gecko/20100101 Firefox/115.0
Wechselpilot Logo Info-Magazin für Energiesparer & mehr
Internet

Internet über Satellit: Die Zukunft?

13. Juni 2022

von Michel Vo

Zur Nutzung des Internets über einen Computer haben sich drei verschiedene Technologien etabliert: DSL, Kabel und Glasfaser. Im Gegensatz zu diesen leitungsbasierten Übertragungsstandards gibt es allerdings noch eine weitere Möglichkeit, die keinen eigens eingebauten Anschluss benötigt: Internet über Satellit.

Nicht zuletzt dank Elon Musk, der diese Form der Datenübertragung vorantreiben will, ist diese noch relativ neue Form des Internetzugangs mittlerweile vielen Menschen bekannt. Doch wie gut funktioniert Internet per Satellit wirklich? Und wird diese Technik das altbekannte DSL in Zukunft ablösen? Wir beantworten Ihnen hier alle wichtigen Fragen.

Internet aus der Satellitenschüssel: Wie funktioniert das?

Haben Sie schon einmal via Satellitenempfang ferngesehen? Wenn ja, dann haben Sie bereits einen ungefähren Eindruck davon, wie es auch beim Internet funktioniert. Das Grundprinzip ist nämlich dasselbe, der Privatverbraucher empfängt das Signal mit seiner eigenen Empfangsschüssel. Beim Download werden die Daten zu Beginn erst von einem Webserver über eine Bodenstation an den Übertragungssatelliten gesendet. Dieser leitet das Signal dann an die lokale Satellitenschüssel des Endnutzers weiter. Damit die Daten verarbeitet werden können, muss noch ein entsprechendes Modem installiert werden – über dieses gelangen die Daten schließlich an das Endgerät, also etwa zum PC oder zum Smart-TV. Beim Upload geschieht all das natürlich einfach andersherum.

Satelliteninternet mit Wechselpilot verstehen: So funktioniert es!

Für Sie als Kunden bedeutet das also: Sie müssen lediglich eine Parabolantenne anbringen. (Eine TV-Schüssel ist dafür aber nicht geeignet!) Hinzu kommt noch das Satellitenmodem – mehr Hardware brauchen Sie nicht. Die benötigte Sat-Antenne wird normalerweise auch von allen großen Anbietern verkauft oder vermietet – marktführend sind aktuell etwa TooWay, Astra Connect und HYLAS. All diese Dienstleister nutzen bereits existierende Satelliteninfrastruktur.

Vor- und Nachteile: Dann eignet sich Internet per Satellit

Beim Surfen im Internet ist nichts wichtiger als ein hoher und konstanter Speed. Für Nutzer stellt sich also vor allem die Frage: Wie schnell ist Satelliteninternet? Tatsächlich handelt es sich auch hier um Breitbandinternet, eine Bandbreite von bis zu 20 Mbit pro Sekunde ist schon heute im Bereich des Möglichen. Das ist vergleichbar mit einem günstigen DSL-Tarif – mit neuartigen Technologien wie VDSL oder Glasfaser ist aber noch deutlich mehr drin.

Problematisch ist hingegen die sogenannte Latenz, auch als Ping bekannt. Damit ist gemeint, wie lange Daten benötigen, um vom Server zum Gerät (und wieder zurück) zu gelangen. Es handelt sich also um die Antwortzeit der Verbindung, die gerade beim Online-Gaming essenziell ist und idealerweise nicht über 30ms liegen sollte. Doch auch für Videotelefonie ist niedriger Ping wichtig.

Wird das Internet über Satelliten vermittelt, ist der Ping jedoch oftmals astronomisch hoch, schließlich fliegen die Satelliten mit zehntausenden Kilometern Entfernung durch den Orbit. Entsprechend lange ist der Weg, den ein Signal zurücklegen muss. Nutzen Sie das Internet nur für Social Media oder zum Surfen auf Newsseiten, dann ist das kein Problem. Für Gamer oder Beschäftigte im Home-Office ist Internet per Satellit aber nicht geeignet, da der Ping dort oftmals viele hundert Millisekunden beträgt.

Hinzu kommt: Satelliten-Tarife haben aktuell in der Regel eine sogenannte Fair-Use-Policy. Konkret bedeutet das schlichtweg, dass die Bandbreite gedrosselt wird, sobald ein bestimmtes Datenvolumen verbraucht ist – ähnlich wie es beim Internet über Mobilfunk gängig ist. Zumindest das Surfen außerhalb der Kernzeiten fällt hier üblicherweise nicht ins Gewicht, denn die meisten Anbieter definieren eine Freezone (zum Beispiel zwischen 0 und 6 Uhr morgens), wo der Datenverbrauch nicht zum Volumen zählt. Vielsurfern hilft das aber natürlich nicht weiter.

Wieso sollte also überhaupt irgendjemand über Satellit im Internet surfen wollen? Der große Vorteil von Satelliteninternet ist die extrem weitreichende Verfügbarkeit. Solange eine Satellitenschüssel gen Himmel gerichtet werden kann, ist auch Internetempfang möglich – also quasi überall. Das lässt sich nicht über leitungsgebundene Technologien sagen: In manchen ländlichen Gebieten besteht oftmals schlichtweg nicht die nötige Infrastruktur für schnelles DSL. Internet über Satellit eignet sich deswegen vor allem für Nutzer, die in sehr abgelegenen Gebieten wohnen.

Die Preise für Satelliteninternet liegen zumeist irgendwo zwischen 20 und 60 Euro im Monat. Hinzu kommen noch etwa 10 Euro für die Miete der Satellitenschüssel – wer diese käuflich erwerben will, muss mit Preisen von bis zu 400 Euro rechnen. Wenn es finanziell tragbar ist, kann Internet via Satellit auch als Back-up-Verbindung genutzt werden, gerade für Unternehmen ist das eine realistische Option.

Elon Musk und Starlink: Das Internet von morgen?

Eine erschwingliche und leistungsstarke Option für alle ist Internet per Satellit also noch nicht. Das soll sich in Zukunft ändern – so zumindest der Plan von Elon Musk. Mit Starlink will der Multimilliardär das Satelliteninternet salonfähig machen und die Web-Landschaft revolutionieren.

Starlink-Satelliten kreisen in einer verhältnismäßig geringen Distanz von maximal 1.150 Kilometern um die Erde, insgesamt will Musk zehntausende solcher Satelliten in den Orbit schicken. Dadurch soll nicht nur hoher Speed, sondern auch eine niedrige Latenz erreicht werden. Zwar steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen, aber bereits jetzt können Nutzer für knapp 100 Euro pro Monat das Starlink-Netz nutzen.

Ein stolzer Preis, jedoch befindet sich das ambitionierte Vorhaben noch in einer Art Beta-Phase. In Zukunft soll Starlink eine echte Alternative zu DSL oder Glasfaser werden. Ob und wann dies Realität wird, lässt sich aktuell freilich noch nicht sagen. Kritiker monieren auch, dass Starlink-Satelliten aufgrund ihrer niedrigen Höhe schon mit bloßem Auge erkennbar seien. Dadurch werde der Nachthimmel aufgehellt und die Arbeit von Astronomen erschwert, und auch Kollisionen mit anderen Himmelsobjekten (zum Beispiel von der NASA) könnten ein Problem darstellen.

Eines steht aber fest: Internet per Satellit ist nicht nur eine leere Zukunftsvision. Auch Jeff Bezos ist auf den Zug aufgesprungen, Amazon will Musk mit Project Kuiper Konkurrenz machen. Noch sind keine Kuiper-Satelliten im Weltraum, da das Projekt noch in der Planungsphase steckt, langfristig soll sich die Zahl aber auf über 3000 erhöhen. Und selbst die Europäische Union hat bereits angekündigt, ein Satellitennetz zu Internetzwecken aufbauen zu wollen – so sollen unerschlossene Löcher auf der Online-Karte geschlossen werden.

?>