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Christoph Deutscher
Christoph Deutscher

veröffentlicht am: 10.06.2024

Das Wichtigste in 30 Sekunden

Im Mai sorgte ein Überschuss an Strom aus erneuerbaren Energien für teilweise negative Börsenstrompreise. An einigen Tagen überstieg das Angebot die Nachfrage, der Strom an der Börse war somit sogar kostenlos oder musste mit Negativpreisen verkauft werden. Diese Preisentwicklung ist auf das Merit-Order-Prinzip zurückzuführen, bei dem günstige erneuerbare Energiequellen bevorzugt eingespeist werden. Für Verbraucher, die ihren Stromvertrag wechseln, kann dies günstige Tarife zur Folge haben. Auch wenn Negativpreise ein kurzfristiges Phänomen sind, zeigen sie die Herausforderung eines überlasteten Stromnetzes.

Die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien läuft im Frühsommer auf Hochtouren – im Mai sorgte das dafür, dass Strom an der Börse quasi kostenlos war. Was bedeutet das für den Endkunden?

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Zu viel Ökostrom im Mai

Im Mai führte der starke Anstieg der erneuerbaren Energieproduktion zu einem Strompreisrückgang an der Börse, teils sogar auf negative Werte, da das Stromnetz mit überschüssiger Energie aus Photovoltaik und Windkraft überlastet war. Trotz Abregelungen blieb der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix durchgängig über 50 Prozent, teilweise sogar über 80 Prozent.

Hier finden Sie alle Informationen zum derzeitigen günstigen Strom

Erneuerbare Energien so stark wie lange nicht

Einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 6. Juni zufolge stammten im 1. Quartal 58,4 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien. Dass Deutschland so stark in Sachen Ökostrom ins Jahr startete, war zuletzt 2018 der Fall.

Zum Vergleich: im ersten Quartal 2023 war es noch weniger als 50 Prozent. Der größte Anteil am Strommix mit fast 40 Prozent kommt von der On- und Offshore-Windkraft. Der Anteil an konventionellen Energieträgern wie Braun- und Steinkohle oder Erdgas am gesamten Strommix ging im Vergleich zum Vorjahr entsprechend zurück. Einzig die Stromgewinnung aus Erdgas stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Stromtarife gerade im Sommer besonders attraktiv

Im Sommer Strom wechseln – darüber denken die wenigsten Verbraucher nach. Kein Wunder, die Sonne lässt einen die Sorgen an hohe Stromrechnungen vergessen. Lieber verbringen wir Zeit an der frischen Luft oder erholen uns im Urlaub, als uns um solche Themen zu kümmern. Zudem ist es in kaum einer Jahreszeit einfacher, Strom zu sparen.

Dennoch, es lohnt sich, jetzt Preise zu vergleichen und zu wechseln. Nicht nur, aber vor allem für diejenigen, die in der Grundversorgung sind. Denn ein solches Überangebot an Strom durch Erneuerbare Energien und die daraus resultierenden Negativpreise im Mai machen sich Stromanbieter zunutze. Sie schlagen zu – und können kurzfristig Neukunden besonders günstige Tarife anbieten.

Negativpreise

An der Leipziger Energiebörse wird Strom wie Aktien gehandelt, wobei der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird und dem Merit-Order-Prinzip folgt. Bei Überangebot und negativer Nachfrage kann ein negativer Börsenpreis entstehen, woraufhin Erzeuger für die Einspeisung bezahlen müssen, während Ausgleichszahlungen des Staates die Differenz zwischen Marktpreis und garantierter Einspeisevergütung für Ökostrom abdecken.

Negativpreise kein Novum

Negative Strompreise sind keine Seltenheit und traten auch im Mai, April und März auf, wenn die Einspeisung durch erneuerbare Energien den Verbrauch überstieg. Dies passiert insbesondere an Tagen mit hohem Angebot und geringem Verbrauch, wie an Wochenenden oder Feiertagen, und ist in vielen europäischen Märkten, wie etwa Spanien, ebenfalls zu beobachten.

Vorgehen der Erzeuger gegen Negativpreise

Bei negativen Strompreisen können Kraftwerke und Anlagen abgeregelt werden, um das Angebot dem Verbrauch anzupassen und das Netz nicht zu überlasten. Diese Maßnahme ist jedoch nicht immer möglich, da technische und rechtliche Regelungen sowie Sicherheitsaspekte, insbesondere bei konventionellen Kraftwerken, das schnelle Herunterfahren erschweren.

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Netzausbau für die Energiewende

Die Menge an Strom aus erneuerbaren Energien im Mai sorgt nicht nur für negative Strompreise, sondern zeigt auch ein anderes Problem auf, das mit den börslichen Vorkommnissen zusammenhängt. Durch den fortschreitenden Ausbau von erneuerbaren Kraftwerken gerät auch das Stromnetz an seine Grenzen. Fließt zu viel Strom in und durch das Stromnetz, kann es zu Überlastungen und dadurch zu Stromausfällen kommen. Mit dem Ausbau des Stromnetzes ist hierfür allerdings schon eine Lösung in Arbeit. Laut Prognose der Bundesregierung sollen in diesem Jahr 2.400 km neuer Trassen genehmigt werden. Außerdem soll der Bau von 1.500 km neuen Trassen beginnen.

Auswirkung Börsenpreise für Verbraucher

Die meisten Haushalte haben einen Stromvertrag mit festen Preisen. Das heißt der Strompreis bleibt während der Vertragslaufzeit gleich. Daran ändern auch die Börsenpreise nichts. Bei dynamischen Stromtarifen dagegen ändert sich der Preis dauerhaft, Haushalte können somit von zeitweise niedrigeren Preisen profitieren, zahlen in den Stunden mit höheren Preisen aber möglicherweise mehr als bei einem Festpreisvertrag. Der Strompreis hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, die auch den Börsenpreis beeinflussen. Diese sind beispielsweise die Abhängigkeit von allen Rohstoffen der Energiegewinnung oder saisonale Unterschiede, die vor allem bei erneuerbaren Energien eine Rolle spielen.