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Strom

Erdgas und Atomstrom: Grüne Lüge?

7. Januar 2022

von Anne Härtling

Die EU-Kommission hat das Jahr 2021 mit einem gewaltigen Knall beendet. Am 31.12. wurde bekannt, dass die Energiegewinnung aus Erdgas und Atomenergie künftig als nachhaltig und klimafreundlich eingestuft werden soll.

Atomkraftwerke sollen nach dem Entwurf bis 2045 unter die Taxonomie-Verordnung fallen, für Erdgas soll dies bis 2030 gelten. Damit stuft die EU-Kommission die Energiegewinnung aus Erdgas und Atomkraft als ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten ein. Durch diese Klassifizierung wird die Branche als förderfähig gekennzeichnet. Im Klartext bedeutet das: Erdgas und Atomstrom werden finanzielle Förderungen erhalten.

An diesem Vorstoß gibt es bereits harsche Kritik, auch die Bundesregierung hat sich dazu positioniert. Aus Österreich gibt es bereits Ankündigungen, man werde gegen die Einstufung von Atomenergie als grüne Energie klagen.

Deutschland setzt auf Erdgas

Der Vorschlag der EU-Kommission ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Deutschland hat bereits in der Vergangenheit die Relevanz von Erdgas für die Energiewende immer wieder betont, da es im Vergleich zur Kohle emissionsärmer sei und die Versorgungssicherheit gewährleisten könne, während sich die wirklich erneuerbaren Energien noch im Ausbau befinden. Die deutsche Kritik am Kommissionsvorschlag bezieht sich daher auch vornehmlich auf die Einstufung von Atomkraft als grüne Energie. Aus der Atomenergie steigt Deutschland Ende 2022 endgültig aus – bis dahin werden die letzten drei Kraftwerke abgeschaltet.

Frankreich dagegen hält den europäischen Rekord in Sachen Atomenergie. Rund 70 Prozent ihres Stroms produziert Frankreich in 56 Atomkraftwerken. Nur in den USA finden sich mehr Atomkraftwerke. Es ist also davon auszugehen, dass der Vorschlag der Kommission in Frankreich auf mehr Zustimmung stößt als in anderen Mitgliedstaaten.

Erdgas und Atomkraft weiterhin problembehaftet

Die Stromgewinnung durch die Verfeuerung von Erdgas gilt als klimafreundlicher im Vergleich zum Kohlestrom. Auch Erdgas verursacht aber nennenswerte Emissionen und treibt den Klimawandel voran.

Atomstrom ist dagegen weniger emissionsintensiv, birgt aber erhebliche Gefahren und produziert Atommüll, für den vielerorts noch kein passendes Endlager gefunden wurde. Auch die Produktion von Uran ist nicht nachhaltig und widerspricht in vielen Punkten den Prinzipien der Europäischen Gemeinschaft.

Das Problem liegt auf der Hand: Atomstrom und Erdgas sind alles andere als nachhaltig und verhindern auf lange Sicht Investitionen in die wirklich nachhaltigen erneuerbaren Energien wie zum Beispiel Sonnenenergie sowie Wind- und Wasserkraft. Solange Anreize für die Förderung der alten Energien geschaffen werden, wird es kaum große Schritte in Richtung Energiewende geben. Außerdem würde ein entsprechender Beschluss der EU-Kommission den European Green Deal gefährden, der die Klimaneutralität der EU und ihrer Mitgliedstaaten bis spätestens 2050 vorsieht.

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