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ISI Finance im Interview: „Schon durch kleine Veränderungen kann man sparen“

21. Oktober 2020

von Laura Knechtel

Finanziell unabhängig zu sein ist der größte Motivator, um zu sparen. Das ergab eine von Wechselpilot in Auftrag gegebene, bundesweite Civey-Umfrage zum Weltspartag. Gerade unter Frauen nimmt das Bewusstsein für die eigene finanzielle Freiheit in den letzten Jahre verstärkt zu – ein Trend, den wir gerne beobachten. Unserer Civey-Umfrage zufolge haben Frauen ihre Finanzen eigener Einschätzung zufolge im Griff. Wir haben mit Finanz-YouTuberin Isabell Baruth von ISI Finance zum Thema gesprochen.

Zum Weltspartag am 30. Oktober 2020 befragten wir gemeinsam mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey bundesweit 2.500 Menschen zum Thema Sparen. Unter anderem zeigte sich: Frauen regeln eigener Aussage zufolge ihre Finanzen erfolgreich selbst – und stehen Männern hier in nichts nach. Auf die Frage „Inwiefern trifft auf Sie folgende Aussage auf Sie zu: Ich habe meine Finanzen im Griff?“ antworteten von den 2.500 Befragten unter den Frauen 82,6 Prozent mit „trifft zu“. Unter den Männern waren es 85,6 Prozent.

Diagramm zum Umfrageergebnis von "Haben Sie Ihre Finanzen im Griff?"
Diagramm zum Umfrageergebnis von "Haben Sie Ihre Finanzen im Griff?"

Wechselpilot: Frau Baruth, was sind Ihre Top 5 Spartipps?

Isabell Baruth:

  1. An erster Stelle meiner Spartipps steht für mich die Erstellung eines Finanzplans. Dort sollte man die Einnahmen und Ausgaben transparent gegenüberstellen. So lässt sich die Höhe mancher Ausgabenbereiche besser überschauen und tendenziell eher überflüssige Konsumausgaben können vermieden werden.
  2. Durch diesen Finanzplan ergibt sich auch der nächste Spartipp. Damit meine ich, dass man sich zuerst selbst bezahlt. Sobald also das Gehalt eintrifft, sollten mindestens zehn Prozent davon fix für die Geldanlage verplant sein. Viele Leute begehen den Denkfehler, dass sie ihre Ausgaben oft genau nach ihren Einnahmen richten, sodass am Ende des Monats kein Geld für die finanzielle Planung übrigbleibt. Wenn man also bewusster konsumiert, unnötige Ausgaben streicht und zusätzliche Einnahmen reinvestiert, kann ein solider Vermögensaufbau gelingen.
  3. Aus diesem Gedanken heraus ergibt sich der nächste Spartipp: Die Vermeidung von Impulskäufen. Gerade durch die vielfältige Auswahl und Werbung im Internet ist die Versuchung für spontane Einkäufe groß. Leider fällt man viel zu oft auf solche Marketingtricks rein und gibt somit mehr Geld aus, als man eigentlich müsste. Und dieses Geld fehlt am Ende für unseren Vermögensaufbau.
  4. Aber auch in der „realen“ Einkaufswelt ergeben sich Möglichkeiten zu sparen. Wenn man also mit Bargeld bezahlt, ist es eine Alternative, nur mit Scheinen unterwegs zu sein. So legt man das Münzgeld zur Seite. Nach ein paar Wochen hat sich aus diesem Kleingeld eine ordentliche Summe gebildet, die man nun sinnvoll investieren kann. Zusätzlich tut man sich, wenn man nur Scheine dabei hat, schwerer bei kleinen Spontaneinkäufen für bspw. einen Schokoriegel für zwischendurch. Für „die paar Cent“ den 50-Euro-Schein zücken überlegt man sich gleich doppelt.
  5. Mein letzter Spartipp gefällt mir besonders gut. Die Einrichtung eines automatisierten Sparplans lässt einem keine Wahl beim Sparen. Ein fester Sparplan mit bevorzugten Aktien oder ETFs, der automatisch ausgeführt wird, erleichtert das Investieren und „zwingt“ zum Sparen.

Wechselpilot: Welcher Spartipp bewährt sich immer?

Isabell Baruth: Schon durch wenige kleine Veränderungen im Alltag lassen sich einige Einsparungen erzielen. Ob in der Freizeit oder im Haushalt – wer sparen will, muss meist nicht viel Aufwand betreiben. Kauft man zum Beispiel gezielt im Supermarkt anhand seiner Einkaufsliste nur die benötigten Lebensmittel ein, erspart man sich unnötige Ausgaben. Auch in der Freizeit lassen sich die Kosten regulieren. Der Restaurantbesuch wird durch das gemeinsame Kochen mit Freunden ersetzt, Mitgliedschaften und Abos auf ihre Notwendigkeit überprüft und Gutscheine oder Rabatte genutzt. Wenn jetzt das eingesparte Geld sinnvoll investiert wird, ist der Grundstock für die finanzielle Sicherheit gelegt.

Wechselpilot: Sparen Männer und Frauen anders?

Isabell Baruth: Auf jeden Fall gibt es deutliche Unterschiede beim Sparverhalten zwischen Frauen und Männern. In Auswertungen von Spar- und Anlagenindexes zeigen sich deutliche Unterschiede, die ihren Ursprung häufig schon im Kindesalter finden. Mädchen zwischen vier und fünf Jahren bekommen 17 Prozent weniger Taschengeld. Auch im weiteren Verlauf des Lebens zeigen sich Finanz-Lücken der Frauen, wie z.B. der durchschnittliche Stundenverdienst, der bei Männern um 20 Prozent höher liegt. Fortgesetzt werden die finanziellen Einbußen in der Rente. Dies alles wirkt sich auf die Finanzkompetenz und das Sparverhalten der Frauen aus. Sie legen weniger Wert auf langfristigen Vermögensaufbau. Aber gerade Aktien oder andere Varianten an Wertpapieren sind in Zeiten von Niedrigzins und einer durchgehend anhaltenden Inflation die bessere Alternative. Außerdem schätzen Frauen das „Betongold“ einer Immobilie mehr als Männer. Die Immobilie, egal ob zur Eigennutzung oder zur Kapitalanlage, steht häufig bei Frauen ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Altersvorsorge.

Wechselpilot: Welchen Tipp geben Sie Frauen mit auf den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit?

Isabell Baruth: Frauen haben im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung als Männer. Da sie aufgrund der Familienplanung häufiger in Teilzeit arbeiten, erreichen sie seltener Führungspositionen und arbeiten eher in Berufen, in denen sie tendenziell weniger verdienen. Durch die fehlenden finanziellen Ressourcen sparen Frauen deutlich risikoärmer und konservativer. Sie tendieren zu stabilen Anlageformen, die allerdings weniger renditestark sind. Jedoch können wir Frauen auch die spannenden Seiten der Finanzwelt entdecken. Häufig sind Veranstaltungen nur für Frauen sinnvoll, um die Begeisterung für Anlagefragen zu wecken und so finanzielles Selbstbewusstsein zu erlangen.

Frauen sollten ihr Anlagewissen erweitern und gezielt Maßnahmen zur Altersvorsorge ergreifen – je früher, desto besser. Regelmäßiges Sparen – am besten monatlich und breit gestreut – ist wichtig, um eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften, die den Kaufkraftverlust durch die vorliegende Inflation und dem Nichtvorhandensein eines Sparzinses ausgleicht. Wenn Frauen erst einmal investiert haben und diese erste Hürde überwunden haben, zeigt sich in einer Studie, dass über die Hälfte dieser Frauen davon überzeugt sind, die richtige Vorsorge für ihre Zukunft getroffen zu haben. Frauen müssen aktiver werden, wenn es darum geht, ihr Erspartes zu vermehren und die Kontrolle über ihre finanzielle Unabhängigkeit selbstbestimmt in die Hand nehmen. Aus diesem Grund ist es mein Ziel, möglichst viele Menschen, zum Beispiel mit meinem YouTube-Kanal, zu motivieren und anzuleiten, damit sie verantwortungsvoll und zielgerichtet auf die Zukunftsplanung die richtigen Entscheidungen treffen, um finanzielle Sicherheit zu erreichen.

Über Isabell Baruth

Isabell Baruth erklärt als ISI Finance auf ihrem gleichnamigen YouTube-Kanal die Welt der Finanzen. In ihren Videos gibt sie Tipps und Hintergrundwissen zu verschiedenen Themen rund um Geld, Aktien, Investment weiter.

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