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Strom

Marktupdate Juni: Darum ist Strom gerade jetzt besonders günstig

10. Juni 2024

von Christoph Deutscher

Die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien läuft im Frühsommer auf Hochtouren – im Mai sorgte das dafür, dass Strom an der Börse quasi kostenlos war. Was bedeutet das für den Endkunden?

Zu viel Ökostrom im Mai

Im Mai sank der Strompreis an der Börse an acht aufeinanderfolgenden Tagen für mehrere Stunden auf null Euro oder weniger. Grund hierfür war der Anstieg der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.

Ab dem 9. Mai stieg die Stromgewinnung durch Photovoltaik stark an, mit dem 13. Mai kam noch eine erhöhte Einspeisung durch Windenergie dazu – es gab mehr Strom als sinnvoll verbraucht werden bzw. mehr Strom als ins Netz eingespeist werden konnte. Das Stromnetz war damit komplett ausgelastet.

Deswegen wurden zahlreiche Anlagen – vor allem Windparks – abgeregelt, also ausgeschaltet, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Obwohl die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Mai sogar teilweise heruntergefahren wurde, betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix im vergangenen Monat durchgängig über 50 Prozent. Teilweise wurde sogar über 80 Prozent der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien realisiert.

Der Börsen-Tiefpreis am Day-Ahead-Markt lag bei -13,5 Cent pro kWh, am Intraday-Markt sogar bei -2,70 Euro pro kWh. An diesem Tag, dem 12. Mai, wurden fast 50.000 Megawatt an erneuerbaren Energien an der Börse gehandelt bzw. ins Stromnetz eingespeist. Der Anteil an Nicht-Erneuerbaren Energien betrug knapp 7.000 MW. Über den ganzen Mai verteilt lag der Börsenstrompreis aber bei durchschnittlich 6,5 Cent pro kWh. Das ist fast wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau.

Erneuerbare Energien so stark wie lange nicht

Einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 6. Juni zufolge stammten im 1. Quartal 58,4 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien. Dass Deutschland so stark in Sachen Ökostrom ins Jahr startete, war zuletzt 2018 der Fall.

Zum Vergleich: im ersten Quartal 2023 war es noch weniger als 50 Prozent. Der größte Anteil am Strommix mit fast 40 Prozent kommt von der On- und Offshore-Windkraft. Der Anteil an konventionellen Energieträgern wie Braun- und Steinkohle oder Erdgas am gesamten Strommix ging im Vergleich zum Vorjahr entsprechend zurück. Einzig die Stromgewinnung aus Erdgas stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Stromtarife gerade im Sommer besonders attraktiv

Im Sommer Strom wechseln – darüber denken die wenigsten Verbraucher nach. Kein Wunder, die Sonne lässt einen die Sorgen an hohe Stromrechnungen vergessen. Lieber verbringen wir Zeit an der frischen Luft oder erholen uns im Urlaub, als uns um solche Themen zu kümmern. Zudem ist es in kaum einer Jahreszeit einfacher, Strom zu sparen.

Dennoch, es lohnt sich, jetzt Preise zu vergleichen und zu wechseln. Nicht nur, aber vor allem für diejenigen, die in der Grundversorgung sind. Denn ein solches Überangebot an Strom durch Erneuerbare Energien und die daraus resultierenden Negativpreise im Mai machen sich Stromanbieter zunutze. Sie schlagen zu – und können kurzfristig Neukunden besonders günstige Tarife anbieten.

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Wieso gibt es Negativpreise?

Strom wird an der Leipziger Energiebörse gehandelt und unterliegt wie auch der Aktienmarkt Preisschwankungen, die in erster Linie von Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Seit dem Jahr 2000 sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz dabei eine bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren und nachhaltigen Quellen vor. Diese werden an der Börse auch zuerst gehandelt. Der Börsenpreis folgt aber dem Merit-Order-Prinzip und hängt von der teuersten Produktionsart ab. Übersteigt das Angebot die Nachfrage bzw. den Stromverbrauch ist sogar ein negativer Börsenpreis möglich. Das bedeutet, dass die Erzeuger für die Einspeisung ins Stromnetz bzw. den Verkauf an der Börse keinen Erlös bekommen wie normalerweise, sondern das Gegenteil ist der Fall. Wer Strom einspeist, muss sogar noch dafür bezahlen. Für solche Fälle sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Ausgleichszahlung vor, die sich an der Differenz zwischen Marktpreis und garantierter Einspeisevergütung für Ökostrom orientiert. Je länger die Negativpreise anhalten, desto höher fallen also die staatlichen Ausgleichszahlungen aus.

Negativpreise kein Novum

Dass der Börsenpreis für Strom zuletzt unter null lag, ist nichts Neues. Die negativen Preise im vergangenen Mai sind nicht einmal die ersten in diesem Jahr. Bereits im April gab es rund 50 Stunden lang einen negativen Börsenstrompreis. Und auch im März überstieg die Einspeisung durch Erneuerbare Energie den Stromverbrauch und sorgte so für zeitweilige Börsenstrompreise unter null Euro. Auch im Vorjahr gab es schon negative Preise an der Strombörse. Während es im ersten Quartal 2024 insgesamt 32 Stunden negativer Strompreise gab, waren es im ersten Quartal 2023 mit 23 Stunden fast genauso viele.

Ein ähnliches Bild zeigte sich in diesem Jahr auch auf vielen anderen europäischen Märkten. Spanien verzeichnete im April zum Beispiel über hundert Fälle von negativen Strompreisen an der Börse.

Grundsätzlich sind negative Strompreise kein Grund zur Sorge. An Tagen, an denen viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht und gleichzeitig wenig verbraucht wird, ist es ganz normal, dass der Börsenpreis zeitweise unter null sinkt. Das ist etwa der Fall, wenn sich Menschen vermehrt draußen aufhalten und die elektronischen Geräte zuhause nicht benutzen, also beispielsweise an Wochenenden, Feiertagen oder zu Urlaubszeiten.

Was unternehmen Erzeuger gegen Negativpreise?

Die einfache Lösung bei negativen Strompreisen aufgrund eines Stromüberschusses ist es, Kraftwerke und Anlagen zu drosseln bzw. abzuregeln. Die abgeregelten Anlagen und Kraftwerke liefern nun weniger bis gar keinen Strom mehr. Dadurch passen die Stromerzeuger die Menge der Erzeugung dem Verbrauch an bzw. das Angebot der Nachfrage. Außerdem sorgt das dafür, dass das Netz nicht überlastet ist.

Die einfache Lösung ist aber nicht immer möglich. Oft gibt es technische und rechtliche Regelungen, die verhindern, dass alle Kraftwerke sofort gedrosselt werden. Stromerzeuger am Regelenergiemarkt müssen beispielsweise immer in der Lage sein, ihre Regelleistung bereitzustellen. Außerdem gibt es vor allem bei konventionellen Kraftwerken und Anlagen oft Sicherheitsmaßnahmen, die ein schnelles Herunterfahren verhindern. Ebenso leiden diese unter Verschleiß, weshalb es oft günstiger ist, die Negativpreise in Kauf zu nehmen. Anlagen für erneuerbare Energien sind in der Regel flexibler und haben weniger Hindernisse, weshalb diese in solchen Fällen zuerst heruntergefahren werden. Im vergangenen Mai wurden deswegen vor allem Windparks abgeregelt, um das bestehende Stromnetz nicht zu überlasten.

Netzausbau für die Energiewende

Die Menge an Strom aus erneuerbaren Energien im Mai sorgt nicht nur für negative Strompreise, sondern zeigt auch ein anderes Problem auf, das mit den börslichen Vorkommnissen zusammenhängt. Durch den fortschreitenden Ausbau von erneuerbaren Kraftwerken gerät auch das Stromnetz an seine Grenzen. Fließt zu viel Strom in und durch das Stromnetz, kann es zu Überlastungen und dadurch zu Stromausfällen kommen. Mit dem Ausbau des Stromnetzes ist hierfür allerdings schon eine Lösung in Arbeit. Laut Prognose der Bundesregierung sollen in diesem Jahr 2.400 km neuer Trassen genehmigt werden. Außerdem soll der Bau von 1.500 km neuen Trassen beginnen.

Bemerken Verbraucher die Börsenpreise?

Die meisten Haushalte haben einen Stromvertrag mit festen Preisen. Das heißt der Strompreis bleibt während der Vertragslaufzeit gleich. Daran ändern auch die Börsenpreise nichts. Bei dynamischen Stromtarifen dagegen ändert sich der Preis dauerhaft, Haushalte können somit von zeitweise niedrigeren Preisen profitieren, zahlen in den Stunden mit höheren Preisen aber möglicherweise mehr als bei einem Festpreisvertrag. Der Strompreis hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, die auch den Börsenpreis beeinflussen. Diese sind beispielsweise die Abhängigkeit von allen Rohstoffen der Energiegewinnung oder saisonale Unterschiede, die vor allem bei erneuerbaren Energien eine Rolle spielen.

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