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Internet

Starlink – wie realistisch ist Elon Musks Zukunftsvision?

12. August 2022

von Michel Vo

Weltweit mit hoher Geschwindigkeit surfen, selbst in einer abgelegenen Einöde – was mit heutigen konventionellen Internettechnologien noch nicht möglich ist, soll in Zukunft kein Problem mehr darstellen. So sieht zumindest die Vision von niemand Geringerem als SpaceX-Gründer und Tesla-CEO Elon Musk aus – sein Zukunftsprojekt ist unter dem Namen Starlink bekannt.

Dabei ist Starlink eigentlich schon längst Teil der Gegenwart, denn dem ambitionierten Vorhaben liegt eine Technologie zugrunde, die bereits heute vielfach genutzt wird und zunehmend an Bedeutung gewinnt: Internet über Satellit.

Werden wir in 20 Jahren also alle via Starlink im Netz surfen? Wohl kaum, aber das heißt nicht, dass Satelliteninternet ein Nischendasein beschieden sein muss. Wir haben uns Starlink genauer angeschaut und verraten wieso.

Internet aus dem Weltall – so funktioniert Surfen per Satellit

Eine Satellitenschüssel assoziieren die meisten Menschen vor allem erst einmal mit TV. Dank einer entsprechenden Apparatur auf dem Dach lassen sich dutzende Sender aus der ganzen Welt empfangen. Doch was hat das mit dem Web zu tun, wie soll man damit auch im Internet surfen können?

Tatsächlich ist der Unterschied gar nicht so groß, denn Internet via Satellit funktioniert genauso wie Fernsehen. Beim Download schickt etwa ein Webserver die relevanten Daten über eine Bodenstation an einen im Orbit kreisenden Satelliten. Dieser leitet die Informationen dann an die am eigenen Heim angebrachte Satellitenschüssel weiter, welche die Daten wiederum via Modem ans Endgerät des Nutzers sendet. Ein Upload läuft dementsprechend genau andersherum ab.

Kunden müssen also vor allem eines wissen: Für Satelliteninternet ist kein übermäßiger Schnickschnack nötig, allein eine Satellitenschüssel auf dem Dach und ein signalverarbeitendes Modem im Wohnzimmer reichen normalerweise vollkommen aus.

Surfen via Satellit? So funktioniert es!

Niedrige Flughöhe, niedriger Ping: Was unterscheidet Starlink?

Doch was ist überhaupt der Sinn von Satelliteninternet, wenn kabelgetriebene Systeme einwandfrei funktionieren? In der Tat sind in urbanen Gebieten Technologien wie DSL, Kabel oder Glasfaser absolut ausreichend. Problematisch wird es allerdings in abgelegeneren Regionen, wo die Anbindung häufig nicht gut ist. Oftmals fehlt es an guter Infrastruktur, sodass schnelles und zuverlässiges Internet nicht möglich ist.

Hierin liegt der große Vorteil von Satelliteninternet: Alles, was man dafür benötigt, ist eine Satellitenschüssel, die sich gen Himmel richten lässt. Das lässt sich quasi überall umsetzen, somit ist diese Technologie an nahezu allen Orten der Erde verfügbar. Gerade für Entwicklungsländer wäre Internet aus dem Weltall ideal, da dort oft die nötigen strukturellen Voraussetzungen für gutes Internet via Kupfer- oder Glasfaserkabel fehlen.

Die Geschwindigkeit von Satelliteninternet ist zwar nicht mit Glasfaser vergleichbar, aber ansonsten tatsächlich durchaus wettbewerbsfähig. Schon heute können bis zu 20 Mbit/s erreicht werden, was etwa dem Speed einer gewöhnlichen DSL-Verbindung entspricht – es handelt sich hier also um eine Breitbandtechnologie.

Anders sieht es beim sogenannten Ping aus: Damit ist die Antwortzeit einer Verbindung gemeint, es ist auch der Begriff Latenz gebräuchlich. Gerade für Gaming und Videotelefonie ist ein niedriger Ping unabdingbar und sollte am besten unter 30 ms liegen. Das ist mit heutigem Satelliteninternet nicht möglich, denn die Übertragungssatelliten umkreisen die Erde mit einer Entfernung von zehntausenden Kilometern. Das Signal muss somit eine überaus große Distanz zurücklegen, entsprechend hoch ist die Antwortzeit. In der Praxis liegt diese im dreistelligen Millisekunden-Bereich, was für viele Nutzer nicht praktikabel ist.

Dieses Problem ist auch Elon Musk bewusst: Deswegen schweben Starlink-Satelliten in maximal 1.150 Kilometern Höhe durch den Orbit. Durch die vergleichsweise geringe Entfernung soll so eine normale Latenz erreicht werden. Langfristig sollen dafür zehntausende solcher Satelliten in dem Himmel geschickt werden – schon jetzt hat Starlink bereits knapp 2.500 Satelliten in Betrieb.

Starlink: Das Internet der Zukunft?

DSL, Glasfaser, Starlink – so soll die Internetlandschaft irgendwann aussehen. Ob aus dieser ehrgeizigen Vision auch Realität wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch unklar. Aktuell befindet sich Starlink noch in einer Beta-Phase und ist auch nur in einigen Ländern verfügbar (darunter Deutschland), denn die Anzahl an Satelliten ist noch zu gering, um den gesamten Globus abzudecken.

Auch ist Starlink zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich erschwinglich, der monatliche Preis liegt aktuell bei stolzen 100 Euro – für Normalbürger sind derartige Kosten nicht realistisch. Hinzu kommen hunderte Euro für die nötige Hardware, und auch der Stromverbrauch ist höher als bei einem normalen Router. Hinzu kommt, dass die Satellitenschüssel idealerweise einen Rundum-Blick in den Himmel benötigt, schon auf einem Balkon kann das möglicherweise zum Problem werden.

Massentauglich ist Starlink also noch bei weitem nicht, aber das kann sich mittelfristig natürlich ändern, denn das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Vor allem die Anzahl an Satelliten muss sich weiter erhöhen – das gefällt aber nicht allen. Kritiker monieren etwa, dass diese eine Gefahr für vorhandene Raumflugkörper (zum Beispiel von der NASA) darstellen könnten, wenn es zu einer Kollision kommt. Eine weitere Folge wäre dann auch eine Zunahme an Weltraumschrott. Astronomen stören sich zudem an der geringen Flughöhe der Starlink-Satelliten, denn deren Präsenz lässt sich auch mit dem bloßen Auge erkennen – ein aufgehellter Nachthimmel wird für Himmelsbeobachter so zum Problem.

Musk und Starlink wollen sich davon aber nicht beirren lassen. Vorerst sollten interessierte Nutzer keine sofortige Revolution der Internetwelt erwarten – bis Starlink eine allseits zugängliche und finanziell zumutbare Alternative wird, dürften selbst im Bestfall noch einige Jahre vergehen. Doch satellitenvermittelte Internettechnologien wie Starlink sollten auch nicht grundsätzlich abgeschrieben werden – es lässt sich mit Spannung beobachten, wie sich Elon Musks Projekt in Zukunft entwickeln wird.

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