Auch wenn sie günstiger als PV-Anlagen sind: Wer sich ein Balkonkraftwerk kaufen möchte, sollte sinnvoll investieren. Die Mini-PV-Anlage verspricht zwar, den eigenen Strom selber zu erzeugen und so die Stromrechnung zu senken. Doch nicht alle Balkonkraftwerke funktionieren gleich gut, wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergeben hat. Welche Modelle am besten abgeschnitten haben und worauf Sie beim Kauf eines Balkonkraftwerks achten sollten, lesen Sie hier!
Zu Beginn des Jahres hat die Stiftung Warentest einen Test veröffentlicht, in dem acht Balkonkraftwerke unter die Lupe genommen wurden. Die wichtigsten Punkte im Test waren die Stromerzeugung, die Stabilität der Anlage, die Handhabung, die Sicherheit und die elektromagnetische Verträglichkeit.
Der Testsieger ist das EPP Solar Balkonkraftwerk 830W mit einer Gesamtnote von 2,2. Auch wenn das kein schlechtes Ergebnis ist, ist es dennoch bezeichnend, dass die beste Gesamtnote eine 2,2 ist. Zumal gerade dieses Modell zum Testzeitpunkt ein Auslaufmodell war und inzwischen nicht mehr hergestellt wird.
Ebenso sind noch vier weitere Modelle des Tests Auslaufmodelle. Drei davon – die Yuma Balcony (820) Pro, das PV und SO 840W Balkonkraftwerk mit HM-800 und die Maxxisun 810Wp Black Line – fielen mit der mangelhaften Gesamtnote 5,0 durch den Test. Dabei täuscht die Gesamtnote aber darüber hinweg, wie die Modelle tatsächlich im Test abgeschnitten haben. Diese drei Modelle sind vor allem wegen des Wechselrichters durchgefallen – alle drei Modelle nutzten den gleichen Wechselrichter Hoymiles HM-800. Dieser wurden in allen drei Fällen mit der Note 5,0 bewertet, weshalb auch das Gesamturteil entsprechend ausfällt. Abseits davon konnte besonders die Yuma Balcony (820) Pro überzeugen. In den Kategorien Stabilität und Sicherheit erreichte sie mit 1,4 und 1,5 sehr gute Noten, in der Stromerzeugung und der Handhabung jeweils gute Noten mit 2,4 und 1,8.
Jede Solaranlage und somit auch jedes Balkonkraftwerk benötigt einen Wechselrichter, um den produzierten Gleichstrom in im Haushalt nutzbaren Wechselstrom umzuwandeln. Ansonsten können Haushaltsgeräte mit dem in Solaranlagen gewonnen Strom nicht viel anfangen. Außerdem beschränken Wechselrichter die Leistung der Solarmodule, damit das Stromnetz nicht überlastet. Früher gab es eine gesetzliche Beschränkung von 600 Watt, die ein Balkonkraftwerk liefern durfte.
Seitdem im Mai 2024 das Solarpaket 1 der Bundesregierung in Kraft getreten ist, ist die Beschränkung auf 800 Watt angehoben. Weil aktuell aber noch eine Produktnorm für Balkonkraftwerke erarbeitet wird, gilt voraussichtlich bis Ende des Jahres noch die Obergrenze von 600 Watt Leistung. Weitere Neuerungen sind, dass Haushalte übergangsweise ihren alten Ferraris-Zähler nutzen dürfen, anstatt sich sofort um einen Zweirichtungszähler kümmern zu müssen.
Das große Problem mit Wechselrichtern ist, dass sie das elektromagnetische Feld in der Umgebung stören können. Das beeinflusst nicht nur Elektrogeräte im eigenen Haushalt, sondern auch Funkverbindungen. Es kommt zu Beeinträchtigungen im Internet, dem Rundfunk und unter Umständen sogar dem Funknetz von Polizei und Rettungskräften.
Im Test der Stiftung Warentest stellte sich heraus, dass besonders der Wechselrichter Hoymiles HM-800 ein außergewöhnliches Störpotenzial aufweist. Der Bundesnetzagentur ist das allgemeine Problem mit Wechselrichtern schon länger bekannt. 2023 waren sie die viertgrößte sanktionierte Produktgruppe. Außerdem hat die Bundesnetzagentur diesen Wechselrichter vorläufig vom Markt genommen, um ihn zu überprüfen und Mängel zu beseitigen. In dieser Zeit sind die betroffenen Modelle also auch nicht mehr auf dem Markt verfügbar. Sobald die mangelhaften Wechselrichter überarbeitet und die Mängel behoben wurden, ist es möglich, dass diese Modelle wieder auf den Markt kommen.
Diese Entscheidung wird jeder Anbieter individuell treffen, es gibt also keine Garantie, dass manche Modelle bald wieder verfügbar sind. Haushalte, in deren Balkonkraftwerk besagter Wechselrichter verbaut ist, können diesen aber einfach durch einen anderen kompatiblen Wechselrichter austauschen. So ein Tausch kostet etwa 100 Euro. Der im Testsieger und dem zweitplatzierten Modell verbaute Wechselrichter ist dagegen der beste im Vergleich. Bei dem Deye SUN wurde kaum eine Störung festgestellt.
Die Stiftung Warentest hat alle acht Modelle im November und Dezember 2023 gekauft, daher sind manche Preise bereits veraltet. Außerdem sind fünf getestete Modelle Auslaufmodelle, weshalb diese Preise sowieso keine Aktualität mehr haben – die meisten dieser Modelle sind schließlich nicht mehr verfügbar. Das gilt auch für den Testsieger: Der Kaufpreis Ende letzten Jahres betrug etwa 500 Euro. Damit ist es gleichzeitig auch das günstigste Modell im Test. 2024 ist der Preis sogar auf 399 Euro gesunken, inzwischen ist es allerdings nicht mehr vorrätig und wird voraussichtlich nicht mehr hergestellt werden.
Das zweitplatzierte Balkonkraftwerk ist gleichzeitig auch das teuerste im Vergleich von Stiftung Warentest, aber immerhin noch auf dem Markt. Bei einem damaligen Kaufpreis von 880 Euro erreichte das Absaar Balkonkraftwerk 600W/800W Premium die Gesamtnote 2,6 und ist damit 0,4 Notenpunkte schlechter platziert als der Testsieger. Von den verglichenen Modellen, die aktuell noch auf dem Markt sind, ist das Anker Solix Balkonkraftwerk 820W mit einem mittleren Ladenpreis von etwa 600 Euro das günstigste. Mit einer nur ausreichenden Gesamtnote von 4,0 hat es gleichzeitig auch die schlechteste Bewertung erhalten.
Die von der Stiftung Warentest angeführten Kategorien bieten bereits eine gute Richtung, an der sich Haushalte orientieren können, wenn Sie sich für den Kauf eines Balkonkraftwerks entscheiden.
Die Leistungsfähigkeit von Solarmodulen abzuschätzen, ist nicht so aufwendig wie viele denken. Manchmal veröffentlichen die Hersteller sogar eigene Messwerte zu den Leistungsdaten der Modelle. Diese beziehen sich in der Regel auf optimale Rahmenbedingungen, die in der Realität nicht nachgebildet werden können. Aber sie geben zumindest einen ersten Hinweis darauf, welche Balkonkraftwerke ertragreicher sind.
In diesem Schritt sollten Sie auch den Wirkungsgrad der Module beachten. Dieser berechnet sich einfach gesagt aus dem Quotienten zwischen der eingestrahlten Leistung und der erzeugten Leistung. An wolkenfreien Tagen kann die Sonne in Deutschland etwa 1.000 Watt pro Quadratmeter an Energie liefern. Bei einer 10 Quadratmeter großen PV-Anlage sind das also 10.000 Watt an eingestrahlter Leistung.
Wenn Ihre Anlage daraus 200 Watt erzeugen kann, hat sie einen Wirkungsgrad von 20 Prozent. Je höher der Wirkungsgrad, desto höher auch die Menge der umgewandelten Energie. Zur Orientierung: Die meisten Solarzellen haben heutzutage einen Wirkungsgrad zwischen 14 und 25 Prozent. Sie sollten beim Kauf also darauf achten, dass der Wirkungsgrad bei mindestens 20 Prozent liegt. Besonders bei kleinflächigen Solaranlagen ist ein hoher Wirkungsgrad umso wichtiger.
Die Leistungsfähigkeit hängt aber nicht nur von der Solaranlage ab, sondern auch vom Ort, an dem sie installiert ist. Eine an einem Balkon installierte Solaranlage ist niemals in der Lage, die Ergebnisse einer idealen Testumgebung zu reproduzieren. Während der Wirkungsgrad zwar gleich bleibt, kann etwa die eingestrahlte Leistung deutlich niedriger ausfallen. Der Winkel der Anlage zur Sonne und die Himmelsrichtung, der Schatten von Bäumen oder anderen Häusern oder auch Wolken können die Sonneneinstrahlung verringern.
Auch zu den Themen Handhabung und Sicherheit können Sie bereits vor dem Kauf eine erste Bewertung formulieren. Sie können beispielsweise online prüfen, welche Solaranlagen und Balkonkraftwerke Sie über eine App bedienen und steuern können. Unter Umständen finden Sie online auch Gebrauchsanweisungen und Tutorials zur Montage der Module. Allein die Existenz solcher Tipps ist zwar keine Kaufempfehlung, Sie können sich aber einen ersten Überblick verschaffen, welche Anlagen Sie am einfachsten aufbauen können.
Auch die Sicherheit des Balkonkraftwerks sollte eine Rolle spielen. Stiftung Warentest unterscheidet hierbei zwischen elektrischer Sicherheit und Verletzungsgefahren. Alle acht Testmodelle haben in der Kategorie elektrische Sicherheit die Note „Sehr gut“ erhalten. Zumindest in diesem Punkt müssen Sie sich also keine großen Sorgen machen, dass es zu bei verschiedenen Anbietern zu Leistungsschwankungen kommt.
Bei der Verletzungsgefahr sieht das ein wenig anders aus, Sie können sich zum Beispiel an scharfen Ecken und Kanten verletzen. Um das zu vermeiden, hilft es, sich die Geräte und Montagesets vor dem Kauf, wenn möglich, genau anzuschauen und Verletzungsrisiken auszumachen. Wenn Sie das Gerät vorher nicht untersuchen können, finden Sie möglicherweise in Vergleichsberichten Hinweise darauf, welche Geräte Risiken bergen.
Sobald Sie eine engere Auswahl getroffen haben, können Sie mit einem einfachen Preisvergleich entscheiden, welches Modell sich für Sie am besten lohnt. Sie sollten hierbei auch Fördermöglichkeiten in Betracht ziehen. Sowohl Bund als auch Länder, Städte und Kommunen bieten Zuschüsse für Solaranlagen und Balkonkraftwerke an. Allerdings ist die Höhe der Förderung überall unterschiedlich.
In den meisten Fällen gibt es auch eine leistungsabhängige Förderung: je größer die Leistung, die Sie installieren wollen, desto höher auch die finanzielle Hilfe. Sie sollten sich also im Vorfeld auch darüber informieren, ob Ihre Gemeinde überhaupt eine Förderung anbietet, wie hoch diese ist und ob sie überhaupt noch aktuell ist oder bereits ausgelaufen. Normalerweise gibt es nämliches ein festgelegtes Budget für Zuschüsse. Wenn dieses Budget erschöpft ist, gibt es logischerweise auch kein Geld mehr.
Wer ein günstiges Balkonkraftwerk sucht, kann auch bei Discountern fündig werden. Sowohl Aldi als auch Lidl und Netto haben oder hatten eigene Balkonkraftwerke im Sortiment. Das Set der Firma Solovoltaik erschien 2023 bei Aldi im Markt und enthielt zwei Solarmodule mit einer Leistung von je 175 Wp bei einem Gesamtpreis von 499 Euro.
Ein aktuelleres Modell kommt von der österreichischen Firma Green Solar zu einem Preis von aktuell 599 Euro, die kleinere Variante für 399 Euro ist bereits ausverkauft. Es besteht aus vier Solarpanelen, die eine Gesamtleistung von maximal 800W bieten. Lidl hatte nur ein einziges Balkonkraftwerk im Angebot. Das Set aus zwei Solarmodulen von der Firma VALE für 329 Euro ist allerdings schon ausverkauft. Das beliebteste Balkonkraftwerk von Netto ist für 299 Euro zu haben und besteht aus zwei Modulen mit einer Gesamtleistung von gedrosselten 800W.
Vor der Preissenkung erlebte das Modell von Solovoltaik aber einige Skandale. Das Set wurde etwa mit einer Leistung von 600 Watt beworben, obwohl es nur maximal 350 Watt liefern kann. Das ist inzwischen korrigiert worden, es wird nur noch als Plug & Play Balkonkraftwerk mit einer Leistung 350 Watt beworben. Weniger Leistung heißt auch, dass die Module insgesamt kleiner und leichter sind, und somit einfacher, zu transportieren und anzubringen. Außerdem gab es eine Rückruf- bzw. Umtauschaktion, da der Wechselrichter keinen Schutzhalter enthielt, obwohl dieser eigentlich verpflichtend ist. Wer von dem Problem betroffen war und den Kaufbeleg aufbewahrt hatte, konnte den Wechselrichter kostenlos austauschen lassen. Auch dieses Problem ist inzwischen angegangen worden: das zwischenzeitlich vom Markt genommene Balkonkraftwerk ist wieder verfügbar, diesmal mit dem nötigen Relais.
Ein weiterer Punkt, in dem das Discounterkraftwerk nur wenig Vertrauen weckt, ist die Garantie. Das Balkonkraftwerk kommt nämlich nicht direkt von Aldi, sondern von der Firma Solovoltaik, die zur Monolith International GmbH gehören, einem Großhändler für Discounter. Darüber würden also auch entsprechende Garantieansprüche abgewickelt werden, wie auch die dreijährige Herstellergarantie. Die Firma Solovoltaik hat ihren Online-Shop inzwischen geschlossen und die Monolith International GmbH befindet sich aktuell in einem Insolvenzverfahren. Wer Garantieansprüche geltend machen will, muss das also über die zuständige Insolvenzverwaltung tun.
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