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Strom

Dynamische Stromtarife: Geld sparen mit flexiblen Preisen?

21. April 2023

von Michel Vo

Für jede verbrauchte Kilowattstunde einen fixen Arbeitspreis entrichten – nach diesem Kostenmodell funktioniert normalerweise ein Stromvertrag. Dass es aber auch anders geht, zeigen dynamische Stromtarife: Hier ändert sich der Strompreis während eines Tages, normalerweise sogar im Stundentakt. Der exakte Preis richtet sich danach, wie teuer Strom zum jeweiligen Zeitpunkt an der Strombörse gehandelt wird.

Was auf den ersten Blick wie bloße Zockerei klingt, kann für viele Haushaltskunden aber durchaus Sinn ergeben und deutlich günstiger sein. Neugierig geworden? Wir erklären, wie ein dynamischer Stromtarif genau funktioniert und verraten Ihnen, für welche Verbraucher sich ein solcher Tarif besonders eignet. Ob Sie auch dazu gehören, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist ein dynamischer Stromtarif überhaupt?

Strom ist ein Handelsgut wie jede andere Ware auch und wird dementsprechend auf dem freien Markt gehandelt. Die meisten Energieanbieter produzieren ihren Strom nämlich nicht selbst, sondern kaufen ihn schlichtweg auf der Energiebörse ein. In Europa sind das vor allem die EEX in Leipzig sowie die EPEX SPOT in Paris.

Die meisten Stromversorger erwerben ihre Energie an der EEX, dort wird Strom viele Monate oder Jahre im Voraus verkauft. So decken sie sich langfristig mit riesigen Strommengen ein und können ihren Kunden stabile Preise anbieten. Auf dem Pariser Spotmarkt wird Strom hingegen kurzfristig gehandelt, die Lieferung erfolgt spätestens am Folgetag. Wer dort einkauft, hat stetig schwankende Beschaffungskosten. Diese Preisfluktuationen werden bei einem dynamischen Stromtarif an die Kunden weitergegeben. Wie teuer der aktuell verbrauchte Strom ist, hängt also vom Börsenpreis in jenem Moment ab. Das können sich Kunden eines dynamischen Stromtarifs zunutze machen, indem sie vor allem dann Strom verbrauchen, wenn der Börsenpreis niedrig ist.

Bei einem dynamischen Stromtarif verändert sich der Preis üblicherweise im Stundentakt. Es gibt auch weniger sprunghafte Tarife, in manchen Modellen gilt in Zeiten mit geringer Netzauslastung wie etwa den Nachtstunden ein Niedertarif bzw. Nebentarif (NT) mit verringerten Preisen; ansonsten ist der Hochtarif bzw. Haupttarif gültig (HT). Es ist also im Vornherein festgelegt, zu welchen Stunden welcher Strompreis für die Kostenberechnung zurate gezogen wird. Andere Anbieter richten sich hingegen zwar durchaus am Börsenpreis, aber definieren dann Unter- und Obergrenzen oder berechnen zu Monatsende schlichtweg einen Mittelwert.

All jene Modelle werden unter dem Begriff des zeitvariablen Tarifs zusammengefasst – das sind alle Tarife, bei denen es keinen einzigen Fixpreis gibt. Von einem dynamischen Tarif ist aber normalerweise nur die Rede, wenn dieser ohne Einschränkungen vom Börsenpreis abhängig und nicht an Preiskorridore gebunden ist. Auch Hoch- oder Niedertarife gibt es hier also nicht, vielmehr schwankt der Preis den ganzen Tag über.

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Für wen lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Der Preis an der Börse ist von Angebot und Nachfrage abhängig. Ein besonders hohes Angebot gibt es in Phasen mit verhältnismäßig hoher Stromeinspeisung aus Windkraft- und Solaranlagen, schließlich ist deren Stromproduktion auch stark wettergebunden und deswegen nicht konstant. Die Börsenpreise bewegen sich dann auf niedrigem Niveau.

Noch relevanter und auch verlässlicher sind aber Unterschiede in der Nachfrage. Gerade in den Morgen- und Abendstunden ist die Börsennachfrage hoch, schließlich wird zu diesen Tageszeiten am meisten Strom verbraucht. Gleichzeitig bedeutet das aber auch: Am Nachmittag und in der Nacht ist die Nachfrage und somit auch der Strompreis vergleichsweise gering. Diese Phasen können Kunden dynamischer Stromtarife somit für sich nutzen.

Allgemein lässt sich deshalb festhalten: Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich vor allem für jene Verbraucher, die solche Tagesintervalle abseits der morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten ausnutzen können und Teile ihres Stromverbrauchs in Nachmittags- und Nachtstunden verlagern können. Das ist beispielsweise bei Besitzern von Elektroautos der Fall, denn diese können ihren Wagen schlichtweg in der Nacht aufladen.

Dynamische Strompreise schwanken während eines Tages um 10 ct/kWh oder manchmal sogar deutlich mehr, die Vollladung eines E-Autos kann mit einem dynamischen Stromtarif deswegen schon einige Euro billiger sein. Und selbst ein Waschgang am Nachmittag statt am Abend kann schon eine Ersparnis von mehr als 10 Cent bedeuten. Das klingt erst einmal wenig, aber kann sich über Monate und Jahre zu einer beträchtlichen Summe addieren.

Verbraucher sollten sich deswegen vor allem eine Frage stellen: Verbrauche ich am Nachmittag und in der Nacht viel Strom oder kann ich mein Verbrauchsverhalten so regulieren, dass ich flexibel auf Zeiten mit geringem Börsenpreis reagieren kann? Das gilt natürlich für Eigentümer eines Elektroautos oder einer Wärmepumpe, aber auch für Besitzer eines Smart-Home-Systems. Aber selbst für Normalverbraucher kann sich ein dynamischer Stromtarif durchaus lohnen – und sei es nur, weil im Homeoffice der Trockner am Nachmittag statt am Morgen verwendet wird. Anbieter von dynamischen Stromtarifen übermitteln ihren Kunden die Handelspreise üblicherweise per App, hier lässt sich oftmals auch ein Alarm für besonders günstige Preise einstellen.

Vorteilhaft ist zudem die erhöhte Transparenz der Energiekosten, denn bei einem dynamischen Stromtarif erhalten Sie in der Regel eine monatliche Abrechnung, wo genau aufgeschlüsselt wird, wann Sie wie viel Strom verbraucht haben. Obendrein gehen dynamische Stromtarife häufig mit kürzeren Laufzeiten und Kündigungsfristen einher, sodass Kunden höhere Flexibilität besitzen. Bei manchen Anbietern ist beispielsweise eine zweiwöchige Kündigungsfrist sowie der Entfall einer Mindestlaufzeit gängig.

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Smart Meter – die Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif

Auf formaler Ebene unterscheidet sich ein dynamischer Stromtarif nicht wesentlich von einem Tarif mit fixiertem Arbeitspreis. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist aber der Einbau eines intelligenten Stromzählers, auch als Smart Meter bekannt. Diese modernen Messgeräte erlauben die Erfassung und Übermittlung von Energieverbrauchsdaten in Echtzeit und sind deshalb essentiell für dynamische Stromtarife.

Ohnehin sind Smart Meter überaus nützlich. Dank einer Kommunikationseinheit, die alle Verbrauchsdaten an den Energieversorger übermittelt, bieten Smart Meter detaillierte Informationen über den Stromverbrauch und ermöglichen somit eine präzise Verbrauchsanalyse. So helfen sie dabei, den Energieverbrauch zeitlich zu steuern und gezielt Zeiten mit niedrigeren Strompreisen für energieintensive Tätigkeiten nutzen, um Kosten zu sparen. Ein Smart Meter ist also deutlich mehr ein bloßer analoger Zähler in Digitalform. Ein weiteres Plus: Auch das mühselige Ablesen des Zählerstandes entfällt natürlich.

Noch sind Smart Meter eher unüblich, das soll sich in den nächsten Jahren aber ändern. Der Staat will die Digitalisierung der Energiewende vorantreiben, deswegen hat ab 2025 jeder Verbraucher das Recht auf einen Smart Meter, egal welcher Stromtarif verwendet wird. Dieser kann dann einfach beim Messstellenbetreiber bestellt werden, die Kosten eines Smart Meters sollen dabei auf maximal 20 Euro pro Jahr begrenzt sein.

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich der Einbau eines intelligenten Stromzählers am besten schlichtweg im Rahmen des dynamischen Stromtarifs erledigen. Dieser ist normalerweise in den Vertragskonditionen enthalten, wobei es vom Anbieter abhängt, ob und welches zusätzliches Aufgeld dafür erhoben wird.

Fazit: Dynamische Stromtarife – die Zukunft?

Schon 2021 äußerten zwei Drittel aller Deutschen in einer Umfrage, dass sie offen für zeitvariable Stromtarife wären. In der Praxis nutzen aktuell etwa 500.000 Energiekunden einen dynamischen Stromtarif – Tendenz stark steigend. In der Vergangenheit gab es noch kaum Alternativen auf dem Markt, mittlerweile bieten immer mehr große Versorgungsunternehmen einen dynamischen Tarif an. Ab 2025 wird dies zur Pflicht, dann muss jeder Lieferant zumindest einen zeitvariablen Tarif im Sortiment haben.

Die Verbreitung von dynamischen Stromtarifen wird vom Gesetzesgeber also forciert, und das nicht ohne Grund: Diese sind nicht nur vorteilhaft für den Kunden, sondern können auch das Stromnetz entlasten, indem Anreize geboten werden, um Strom auch abseits der Stoßzeiten zu verbrauchen.

Das ist gerade für die Energiewende wichtig, schon in den nächsten Jahren soll ein Großteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Anlagen zur Erzeugung von Wind- und Solarenergie produzieren diese aber nicht zu beliebigen Zeiten, sondern sind von meteorologischen Faktoren abhängig. Daher muss die Nachfrage vermehrt an das Angebot angepasst werden – hier können dynamische Stromtarife eine Schlüsselrolle einnehmen.

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