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Gas

Bus, Bahn, Auto: Wie viel Emissionen verursachen die Verkehrsmittel?

30. Januar 2024

von Anne Härtling

Verkehr, Transport und Fortbewegung sind im Alltag allgegenwärtig. Die meisten Menschen in Deutschland sind für die private Lebensführung, den Arbeitsweg oder Reisen auf Verkehrsmittel verschiedenster Art angewiesen. Das Rad ist selbstverständlich unangefochten die umweltschonendste Art der Fortbewegung, doch in den seltensten Fällen kommt man allein mit dem Rad durchs Leben. Aber wie sieht die Umweltbilanz von Auto, Bahn, Bus oder Flugzeug eigentlich aus? Wir nehmen genau unter die Lupe, wie viel Emissionen die einzelnen Verkehrsmittel verursachen.

Emissionen steigen auch 2023 weltweit an

Im Jahr 2023 wurden weltweit etwa 36,8 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen. Das ist gegenüber 2022 ein Anstieg von 1,1 Prozent. Der bedeutendste Grund für die hohen Emissionsmengen ist die Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Kohle oder Erdgas. Obwohl die Emissionen in der Europäischen Union generell sinken, ist Deutschland nach wie vor unter den Top 10 der größten Emittenten – Deutschland ist für zwei Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Auch in den USA gehen die Gesamtemissionen weiter zurück. Dass weltweit dennoch ein Zuwachs an CO2-Emissionen zu verzeichnen ist, hängt damit zusammen, dass im Rest der Welt – allen voran China und Indien – die Emissionen steigen. China allein ist für 31 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und liegt damit deutlich auf Platz 1.

Mit Blick auf den voranschreitenden Klimawandel sind es ernüchternde Neuigkeiten, dass die Treibhausgaswerte in der Erdatmosphäre im Jahr 2022 so hoch waren wie seit drei Millionen Jahren nicht mehr. Mit dieser Bilanz rückt die Erreichung der Klimaziele aus dem Pariser Abkommen in immer weitere Ferne. Auch die nationalen Selbstverpflichtungen der Länder genügen nach aktuellem Stand nicht, um die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu begrenzen.

Der anthropogene Treibhauseffekt

Die Erderwärmung entsteht durch den Treibhauseffekt. Dabei muss unterschieden werden zwischen dem natürlichen und dem anthropogenen (menschengemachten) Treibhauseffekt. Der natürliche Treibhauseffekt ist lebenswichtig für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ohne ihn läge die Durchschnittstemperatur der Erde nicht bei 15 Grad Celsius, sondern bei -18 Grad Celsius.

Grundlage des Treibhauseffekts ist die mit Treibhausgasen gefüllte Erdatmosphäre. Zu den natürlichen Treibhausgasen zählen vor allem Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasserdampf (H2O). Treffen nun kurzwellige Sonnenstrahlen auf die Atmosphäre und die Gase, können diese die Gas-Schicht durchdringen und gelangen bis auf die Erdoberfläche, wodurch diese erwärmt wird. Die Sonnenstrahlen werden als langwellige Wärmestrahlung von der Erde zurückgeworfen. Treffen diese nun wieder auf die Treibhausgase in der Atmosphäre, können die Wärmestrahlen die Gase teilweise nicht passieren, sodass sie zurück auf die Erde gelenkt werden und diese wiederum erwärmen. Die Folge ist eine Erwärmung der Erdoberfläche sowie der Atmosphäre, wodurch Leben auf der Erde ermöglicht wird.

Durch die Freisetzung von weiteren Treibhausgasen, vor allem CO2, Methan und Stickoxiden wird in die natürliche Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre eingegriffen. Es wird mehr Wärme aufgehalten und auf die Erde zurückgelenkt, wodurch sich die Temperatur auf der Erde erhöht – man spricht dabei vom anthropogenen (menschengemachten) Treibhauseffekt. Konsequenz einer weiteren Erhöhung der Durchschnittstemperatur können vermehrt Unwetterereignisse, Fluten oder Dürren sein.

Verkehr ist zweitgrößter CO2-Emittent

Die Emissionen, die durch den Verkehr verursacht werden, zählen zu den energiebedingten Emissionen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei der Umwandlung von Energieträgern in Strom und Wärme entstehen – es geht also meist um die Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdgas oder Erdöl. Die energiebedingten Treibhausgasemissionen machten im Jahr 2021 etwa 84 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus.

Auf Platz 1 der Verursacher liegt mit 37 Prozent die Energiewirtschaft. Durch die Erzeugung von Wärme und Strom in Kraftwerken entsteht somit der größte Anteil der Emissionen. Die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen aus der Energiewirtschaft ist seit 1990 rückläufig, was auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurückzuführen ist.

Auf Platz 2 folgt mit etwa 23 Prozent der Verkehrssektor. Dazu gehört sowohl der private Verkehr mit Pkw oder öffentlichen Verkehrsmitteln als auch der gewerbliche Transport von Waren. Die Fortbewegung hat also einen großen Einfluss auf die persönliche sowie die allgemeine Emissionsbilanz. Grund genug, um genau unter die Lupe zu nehmen, wie viel Emissionen die einzelnen Verkehrsmittel verursachen.

Pkw: Das beliebteste Verkehrsmittel der Deutschen

Für den privaten Verkehr sind Autos elementar. Auf Deutschlands Straßen sind über 48 Millionen Autos unterwegs – das entspricht einer Motorisierungsquote von 583 Pkw je 1.000 Einwohner:innen. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 8. Auf Platz 1 liegt Polen mit 687 Pkw je 1.000 Einwohner:innen.

Auch im Vergleich des motorisierten Personenverkehrs – bestehend aus Pkw, Bus, Zug und Straßenbahnen – liegt das Auto vorn: Etwa 88 Prozent des motorisierten Personenverkehrs wird mit Autos bestritten. Dabei fahren Pkw nur mit durchschnittlich 1,5 Personen, obwohl in den meisten Autos mehr als zwei Plätze vorhanden sind.

Beim Blick auf die Emissionsbilanz von Fahrzeugen muss also auch einbezogen werden, wie das Verkehrsmittel ausgelastet ist. Die Emissionen von Flugzeugen, Bussen oder Zügen werden entsprechend auf mehr Personen verteilt als bei Autos. Um die Werte vergleichbar zu machen, wird daher der Treibhausgas-Ausstoß in Gramm pro Personenkilometer angegeben.

Bei Autos wird von einem durchschnittlichen Treibhausgas-Ausstoß in Höhe von 162 Gramm pro Personenkilometer (g/Pkm) ausgegangen. Der tatsächliche Wert hängt natürlich maßgeblich von der Fahrweise, dem Treibstoff, dem Automodell, der Beladung und vielen weiteren Faktoren ab – zur Herstellung einer Vergleichbarkeit wird hier aber der durchschnittliche Wert herangezogen.

Auf der Strecke zwischen Hamburg und München werden von einem Pkw mit Verbrennungsmotor also durchschnittlich 126,3 Kilogramm CO2 ausgestoßen.

Emissionsfrei unterwegs mit dem Elektroauto?

Auf den ersten Blick würde man denken, ein Auto, das keinen Verbrennungsmotor hat, fährt emissionsfrei. Das stimmt leider nur bedingt. Der Motor wird nicht durch die Verbrennung von fossilen Rohstoffen betrieben, sondern durch die Umwandlung von elektrischer Energie. Doch diese wird in den meisten Fällen aus dem herkömmlichen Strommix entnommen und dieser besteht in Deutschland zu fast 50 Prozent aus nicht-erneuerbaren Quellen und verursacht somit in der Gewinnung Emissionen.

Wer sein Elektroauto auf dem eigenen Grundstück ausschließlich mit Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage lädt, kann behaupten, emissionsfrei zu fahren. Das trifft aber bei weitem noch nicht auf alle E-Fahrer:innen zu.

Legt man also den aktuellen Strommix zugrunde, wird von einer Emissionsbelastung von etwa 55 g/Pkm ausgegangen. Damit liegt das Elektrofahrzeug deutlich vor dem Verbrenner. Auf der Strecke zwischen Hamburg und München würden also 42,9 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen werden. Mit dem Voranschreiten der Energiewende und einer damit einhergehenden Veränderung des Energiemixes wird dieser Wert aber in den kommenden Jahren weiter reduziert werden.

Im Grunde kommen für jedes Verkehrsmittel – und somit auch für Elektrofahrzeuge – die Emissionen hinzu, die in der Produktion freigesetzt werden. In dieser Hinsicht haben vor allem die Batterien von Elektroautos einen schlechten Ruf. Durch den technischen Fortschritt können aber die Emissionen aus Produktionsprozessen immer weiter verringert werden. Dennoch startet auch ein Elektrofahrzeug – auch wenn es ausschließlich mit grünem Strom betrieben wird – bereits mit einer negativen Umweltbilanz ins Leben.

Busse: Die Alternative im Nah- und Fernverkehr

Wer kein eigenes Auto hat oder es absichtlich für gewisse Strecken stehen lässt, ist vielerorts auf den Bus angewiesen. Wo keine Straßenbahnen, U-Bahnen oder Regionalbahnen fahren, sind Busse die einzige Möglichkeit, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

In einigen Städten fahren mittlerweile Busse mit Elektromotoren oder Wasserstoffbrennstoffzellen, die dazu beitragen, die Emissionen im Nahverkehr zu reduzieren. Denn besonders im Stadtverkehr und auf kürzeren Strecken ist der Emissionsausstoß höher als im Fernverkehr. Das liegt daran, dass im Nahverkehr häufiger gehalten und wieder angefahren wird und die Geschwindigkeit stark variieren kann. Durch diese unregelmäßige Fahrweise wird mehr Kraftstoff verbraucht und somit entsteht eine höhere Emissionsbelastung als auf einer langen Strecke in einer gleichbleibenden Geschwindigkeit.

Im Nahverkehr geht man von einem Emissionsausstoß von durchschnittlich 108 g/Pkm aus. Im Fernverkehr liegt die Belastung dagegen nur bei 37 g/Pkm. Würde also die Strecke von Hamburg nach München mit dem Fernbus zurückgelegt werden, würden dabei pro Person etwa 29 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen werden. Damit liegt der Fernbus sogar noch vor dem Elektroauto.

Umweltfreundlich reisen mit dem Zug

Legt man Wert auf etwas mehr Komfort als beim Busfahren, ist für viele der Zug eine gute Alternative. Sowohl im Nah- und Regionalverkehr als auch im Fernverkehr wird das Angebot laufend erweitert, um Autos sowie Inlandsflüge in Zukunft abzulösen. Auch hier hat die Bahn im Fernverkehr eine noch bessere Umweltbilanz als im Nahverkehr. Auf der Langstrecke werden 46 g/Pkm CO2 emittiert, im Nahverkehr mit 93 g/Pkm gut doppelt so viel.

Auf der Strecke zwischen Hamburg und München werden also durchschnittlich 36 Kilogramm CO2 ausgestoßen. Zum Vergleich: Im Nahverkehr – beispielsweise auf dem Arbeitsweg – entsteht auf einer Strecke von 10 km schon fast ein Kilogramm CO2.

Straßenbahnen und U-Bahnen

In den großen Städten der Bundesrepublik finden sich häufig U-Bahnen oder Straßenbahnen, die die kurzen und langen Wege innerhalb der Stadt erleichtern. Sie sind oftmals die Alternative zum Auto oder zum Fahrrad – aber wie umweltfreundlich sind sie unterwegs?

U-Bahnen und Straßenbahnen verursachen durchschnittlich 80 Gramm CO2 pro Personenkilometer. Gegen das Fahrrad, das keinerlei Treibhausgase ausstößt kommt die Straßenbahn natürlich nicht an, aber gegenüber dem durchschnittlichen Emissionsniveau des Autos reduzieren Sie durch die Fahrt mit der U-Bahn etwa 50 Prozent Treibhausgase.

Flugzeuge – Klimakiller Nummer 1?

Das Flugzeug gilt als die größte Klimasünde, obwohl der Luftverkehr nur etwa drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht. Dennoch trägt jeder Verzicht auf eine Flugreise zum Erreichen der Klimaziele bei. Besonders auf kurzen Strecken wird verhältnismäßig viel CO2 ausgestoßen, weshalb vor allem Inlandsflüge in der Kritik stehen.

Leider gibt es aber weitere schlechte Nachrichten: 2023 hat der CO2-Ausstoß im Flugverkehr im Vergleich zu 2022 um 28 Prozent zugenommen. Dabei könnte es sich noch um Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie handeln, jedoch ist bereits seit Jahren ein stetiger Anstieg des weltweiten Passagierflugverkehrs zu verzeichnen. Umso wichtiger ist es daher, zu wissen, welche Auswirkungen ein Flug auf die Umwelt hat.

Auf einem Kurzstrecken- oder Inlandsflug entstehen durchschnittlich 271 Gramm CO2 pro Personenkilometer. Auf der Strecke zwischen Hamburg und München würden somit rund 200 Kilogramm CO2 emittiert werden. Auf der Mittel- und Langstrecke ist der CO2-Ausstoß – wie bei den anderen Verkehrsmitteln auch – geringer und liegt bei 230 g/Pkm. Eine Reise zwischen Berlin und New York, die fast nur mit dem Flugzeug zurückgelegt werden kann, verursacht daher pro Person 1,2 Tonnen CO2. Das entspricht der doppelten Menge CO2, die EU-Bürger:innen pro Jahr emittieren dürften, um den Klimawandel aufzuhalten – und es handelt sich dabei nur um einen One-Way-Flug.

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