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Strom

Kleinwindanlage fürs Einfamilienhaus – das müssen Sie beachten

9. Mai 2022

von Michel Vo

Solarkraftanlagen und Windräder sind für einen großen Teil der grünen Energie verantwortlich, die hierzulande produziert wird. Für eine vollständige Deckung der Nachfrage reichen solche Großkraftwerke aber nicht aus. Bei der Energiewende hilft jeder noch so kleine Beitrag, daher sind dezentrale Erzeuger nicht minder bedeutend.

Beispiele hierfür finden sich gut sichtbar auf abertausenden Dächern: Schon längst haben sich private Solarzellen allenthalben etabliert. Doch während das kleine Pendant zum großen Photovoltaikkraftwerk überall vorzufinden ist, sucht man Kleinwindanlagen meistens vergeblich in den Gärten deutscher Einfamilienhäuser.

Warum ist das eigentlich so? Was muss beim Aufstellen einer kleinen Windkraftanlage beachtet werden? Und ist das alles überhaupt rentabel? Falls Sie selbst überlegen, eine Kleinwindanlage an Ihrem Haus anbringen zu lassen, sollten Sie jetzt weiterlesen.

Was ist eine Kleinwindanlage?

Bis wann ist eine Kleinwindanlage noch eine Kleinwindanlage? Allgemeingültige Kriterien gibt es nicht, in der Regel gilt aber die Faustregel: Die Leistung der Anlage beträgt maximal 100 Kilowatt. Sie wird vom Verbraucher direkt in der Nähe des eigenen Hauses aufgestellt – auch hierin unterscheidet sie sich also von industriellen Windparks, die möglichst fernab jeglicher Besiedlung platziert werden.

Miniwindanlagen produzieren zwischen 5 und 30 kW, Mittelwindanlagen zwischen 30 und 100 kW – beide eignen sich aber aufgrund ihrer Größe eher für Betriebe oder Landwirte. Privatanwender verwenden in der Regel vielmehr Mikrowindanlagen mit einer Leistung von bis zu 5 kW. Zwar können Kleinwindanlagen bis zu 50 Meter hoch sein, in der Praxis beträgt deren Höhe aber maximal 30 Meter.

Optisch gleichen die meisten privaten Windkraftanlagen den großen Windrädern, die man etwa aus dem Augenwinkel beim Fahren auf der Autobahn begutachten kann. Es handelt sich hier dann um horizontale Windanlagen – diese besitzen klassisch drei Rotorblätter und eine horizontale Achse.

Bei Kleinwindanlagen finden sich mitunter aber auch solche, deren Rotorachse vertikal zum Boden steht. Das sieht für Laien dann durchaus futuristisch aus. Vertikale Windanlagen besitzen normalerweise einen geringeren Wirkungsgrad, dafür müssen sie nicht ständig nach dem Wind ausgerichtet werden. Außerdem funktionieren sie besser in turbulenten Wetterverhältnissen.

Eine eigene Windkraftanlage im Garten – so klappt es

Kleinwindanlagen werden normalerweise schlichtweg im eigenen Garten aufgestellt. Das heißt aber nicht, dass Bauherren oder Hausbesitzer einfach ein Windrad irgendwo neben dem Haus montieren können. Vielmehr müssen zuvor einige Faktoren beachtet werden.

Die erste und wichtigste Frage: Ist mein Wohnort überhaupt windstark genug? Wer an einem Ort lebt, wo fast immer Windstille herrscht, kann sich die Mühen gleich sparen, eine kleine Windkraftanlage wird dann kaum Strom produzieren. Generell sind küstennahe Gebiete windiger als Binnenregionen, gut ist zudem umliegendes Flachland oder gar eine exponierte Lage auf einem Hügel.

Eine Garantie für die Eignung des Geländes ist das aber nicht. Um sicher zu gehen, hilft nur eines: Nachmessen. Verlassen Sie sich hier niemals auf ihr Gefühl, denn eine als stark empfundene Brise kann in Wirklichkeit nur ein laues Lüftchen sein. Sie können die Messung auch durchaus selbst mit einem Windsensor durchführen – je näher dieser an der späteren Höhe der Rotoren platziert ist, desto besser. Optimal ist zudem ein Messzeitraum von einem Jahr. Wer sich hier überfordert fühlt, kann auch professionelle Dienstleister in Anspruch nehmen. Allerdings kann die bloße Messung schon eine vierstellige Summe kosten.

Eine minimale Windgeschwindigkeit, die für den Betrieb einer Kleinwindanlage nötig ist, lässt sich nicht pauschal definieren, Experten nennen aber häufig 4 m/s als Richtwert. Damit der tatsächliche Wind aber auch wirklich vollständig am Windrad ankommt, muss dieses möglichst weit entfernt von potenziellen Störfaktoren platziert werden.

Hinderlich sind etwa Barrieren wie Bäume, Hecken oder natürlich andere Häuser. Es muss eine volle Anströmung der Kleinwindanlage gewährleistet sein, das ist bei größerer Masthöhe entsprechend leichter. Damit verringert sich allerdings die Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung.

Vergessen Sie zuletzt nicht Ihre Nachbarn. Ein Vorhaben auf eigene Faust ist hier nicht angeraten, ohnehin schreiben Bundesländer zumeist Mindestabstände vor. Bei einer Rotorhöhe von 15 Metern muss oft ebenfalls ein Abstand von 15 Metern eingehalten werden. Sprechen Sie sich auch bezüglich einer möglichen Geräuschbelastung ab, ein Mini-Windkraftwerk darf nicht zulasten der Nachbarn seinen Betrieb verrichten.

Ein Windrad auf dem Dach: Geht das?

Theoretisch muss eine Kleinwindanlage aber gar nicht im Garten platziert werden, vielmehr kann diese auch schlichtweg auf dem Dach des Eigenheims angebracht werden. Auf den ersten Blick klingt das sehr praktisch, denn das Gebäude trägt gleichzeitig zur Höhe des Kraftwerks bei, sodass der Mast auch etwas niedriger ausfallen kann. Zudem geht man so vielen Barrieren aus dem Weg, und platzsparend ist diese Lösung sowieso.

Was auf dem Papier vielversprechend klingt, ist in der Wirklichkeit meist aber leider keine gangbare Option, denn das eigene Dach ist im Normalfall tatsächlich ein windtechnisch ungünstiger Standort. Der Gebäudekörper verursacht Verwirbelungen, was den ankommenden Wind reduziert. Problematisch ist zudem, dass auch auf einem Dach im Regelfall erst in großer Höhe zureichende Windverhältnisse vorliegen, denn andere Häuser und Bäume neben dem eigenen Grundstück sind hier noch immer Störfaktoren. Die Anbringung eines langen Masts ist auf einem Dach allerdings bei weitem nicht so einfach wie in Bodennähe und statisch oft schlichtweg unmöglich.

Eigenheimbesitzer dürfen zudem nicht außer Acht lassen, dass sich die Vibrationen des Rotors auf den Gebäudekörper übertragen. Das kann sich dann als nerviges Brummen äußern – eine oftmals unzumutbare Geräuschbelastung. Ohnehin dürften sich auch Nachbarn kaum über den durch eine Dachanlage entstehenden Lärm freuen. Experten empfehlen deswegen normalerweise eine Kleinwindanlage im Garten.

Ist eine Kleinwindanlage rentabel?

In den meisten Fällen lautet die Antwort: Nein, zumindest nicht für Privathaushalte. Das ist ein wichtiger Grund, wieso Solarzellen deutlich beliebter sind.

Die Kosten für eine Kleinwindanlage sind überaus hoch. Im Durchschnitt fallen etwa 5.000 Euro pro installierter Kilowatt-Leistung an. Konkret heißt das: Eine Anlage mit einer Höchstleistung von 5 kW kostet im Mittel ungefähr 25.000 Euro.

Wie viel Strom eine Kleinwindanlage letztlich produziert, ist von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich. Die von Herstellern angegebene Nennleistung hat keine große Aussagekraft, da sie nicht bei Bedingungen ermittelt wurde, die mit den tatsächlichen Umgebungsfaktoren übereinstimmen.

Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland gegenwärtig lediglich etwa 15.000 bis 20.000 Kleinwindanlagen. Je nach Lage ist es nicht unrealistisch, dass diese erst nach 20 Jahren ihre Kosten wieder einspielen – für Privathaushalte normalerweise ein viel zu großer Zeitraum. Kritisiert wird zudem die geringe Vergütung für die Einspeisung von erzeugtem Strom ins Netz. Aktuell erhalten Besitzer von Kleinwindanlagen hierfür weniger als 9 ct/kWh.

Ein weiteres Hindernis sind mitunter beschwerliche Genehmigungsverfahren, diese sind in jedem Bundesland unterschiedlich. Üblicherweise ist ein Windrad ab einer Höhe von 10 Metern genehmigungspflichtig, dann zählt es nämlich als Bauwerk.

Für Privatverbraucher gilt zumeist also: Wirtschaftlich ist der Bau einer Kleinwindanlage nicht, bei Landwirten oder Betrieben kann das schon ganz anders aussehen. Wer als Eigenheimbesitzer dennoch eine Anlage aufstellen will, sollte zusätzlich viel Begeisterung für Windkraft oder Nachhaltigkeit mitbringen.

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