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Strom

Marktupdate Februar: Positive Bilanzen für 2023

30. Januar 2024

von Anne Härtling

Die Energiewirtschaft hat den ersten Monat im neuen Jahr für einen Jahresabschluss 2023 genutzt und einige positive Resultate zu vermelden. Vor allem in Sachen erneuerbare Energien und bei der Einhaltung der Klimaziele besteht Anlass zur Hoffnung.  

Energiewirtschaft reduziert Treibhausgasemissionen

Für 2023 hat die deutsche Energiewirtschaft positive Neuigkeiten zu verkünden: Die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft konnten im Vergleich zu 2022 um 18 Prozent reduziert werden. Die Energieproduktion hat 2022 noch 256 Millionen Tonnen CO2 und andere Treibhausgase emittiert, 2023 lag dieser Wert bei 209 Millionen Tonnen.

Gegenüber dem Referenzjahr 1990 ist das eine Reduktion um 56 Prozent, womit die Branche ihre Sektorziele deutlich übertrifft. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Zunächst ist ein deutlicher Rückgang der Kohleverstromung zu verzeichnen, der zu einer deutlichen Emissionseinsparung führt. Hinzu kommt ein konjunkturbedingt zurückgegangener Stromverbrauch in Deutschland und ein erhöhter Stromimport. Bei diesem importierten Strom – auch wenn er in Deutschland verbraucht wird – fallen Emissionen bei der Energieerzeugung im Ausland an, weshalb dies in der deutschen Statistik unberücksichtigt bleibt.

Ebenfalls nimmt der deutliche Zubau der erneuerbaren Energien Einfluss auf die Treibhausgasbilanz der Energiewirtschaft. 2023 wurden erstmals mehr als 50 Prozent des Gesamtstromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt.

Europäischer Rekord bei Offshore-Ausbau

Nach vorläufigen Zahlen des Windkraftverbands WindEurope sind im vergangenen Jahr europaweit insgesamt 4,2 Gigawatt installierter Leistung in Offshore-Windparks ans Netz gegangen. Das sind so viele Offshore-Windkraftanlagen wie noch nie. Damit konnte die Leistung der Windparks nach Branchenangaben um mehr als ein Drittel gesteigert werden.

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder kritisiert, dass der Windkraftausbau sowohl an Land als auch auf See zu schleppend voranginge. Im Rekordjahr 2023 konnte der Zubau auf See nun um 40 Prozent im Vergleich zu 2022 gesteigert werden. Die neuen Offshore-Windräder wurden vor allem in den Seegebieten der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs installiert.

In deutschen Gebieten war der Zubau weniger stark als in anderen Regionen, vor der deutschen Küste waren Mitte 2023 aber bereits 1.563 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 8,4 Gigawatt in Betrieb. Der Ausbau wurde in den vergangenen Jahren immer weiter vereinfacht, zum Beispiel mit der Verkürzung der Genehmigungszeit von 24 auf zwölf Monate. Außerdem wurde in einer ersten Ausschreibungsrunde bereits der Grundstein für vier weitere Windparks in Nord- und Ostsee mit insgesamt sieben Gigawatt Leistung gelegt, die nun in die verbindliche Planungsphase gehen.

Auch für 2024 sind europaweit weitere Versteigerungen geplant, um neue Offshore-Windparks umzusetzen. Wenn diese wie geplant durchgeführt werden, würden mindestens 40 Gigawatt Leistung versteigert werden. Dabei liegen Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande vorn und werden absehbar die größten Kapazitäten versteigern.

Windkraft an Land legt zu

Auch an Land konnte die Windkraft sich 2023 aus dem Ausbau-Loch befreien und legt wieder stärker zu. Die aktuellsten Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, dass 2023 insgesamt 1.466 neue Windkraftanlagen genehmigt wurden. Das sind so viele Genehmigungen wie seit 2016 nicht mehr und macht deutlich, dass die zuletzt von der Bundesregierung vorgenommenen Maßnahmen zur Erleichterung von Windenergie-Vorhaben Früchte tragen. Die Genehmigungen aus 2023 sorgen in den kommenden Jahren für einen Leistungszubau von acht Gigawatt – das ist ein Plus von 80 Prozent.

Deutlich wird aus den positiven Zahlen vor allem eins: Die Hürden für die Genehmigungen sinken und in der Bevölkerung bildet sich eine immer größere Akzeptanz für neue Windenergieanlagen. Dennoch machen Expert*innen deutlich, dass die Ausbauzahlen noch immer unter den Zielen der Bundesregierung liegen und vor allem zum Erreichen der Klimaziele aktuell noch nicht ausreichen werden.

Außerdem ist der Positivtrend nicht bundesweit einheitlich: Es ergeben sich teils dramatische Unterschiede zwischen den Bundesländern. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen, wo im vergangenen Jahr 364 neue Windräder genehmigt wurden. Im Vergleich zu 2022 (200) ist das ein deutlicher Sprung. Verglichen mit 2019 konnten die Genehmigungszahlen sogar verdreifacht werden.

Auch im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein findet ein großer Zuwachs statt. Dort wurden 2023 über 200 Windräder genehmigt, womit sich die Zahlen im Vergleich zu 2022 (123) verdoppeln konnten. Ebenfalls auf einem hohen Niveau befinden sich die ostdeutschen Bundesländer Brandenburg (144) und Mecklenburg-Vorpommern (124). Aber auch im Süden Deutschlands ist ein Aufwärtstrend spürbar: Hessen (82) und Rheinland-Pfalz (89) konnten ihre Genehmigungszahlen 2023 im Vergleich zum Vorjahr knapp verdoppeln.

Einzig das größte Flächenland der Bundesrepublik bleibt deutlich hinter den anderen Bundesländern zurück. Mit 17 Genehmigungen im vergangenen Jahr liegt Bayern auf dem letzten Platz der Flächenländer und wird sogar von den kleineren abgehängt. Besonders alarmierend erscheint dieser schleichende Ausbau, wenn man dazu betrachtet, dass die Bayerische Staatsregierung bis 2030 das Ziel von 1.000 neuen Windenergieanlagen erreichen möchte. Um dies noch zu erreichen, müssten im Freistaat von nun an jährlich rund 150 Windkraftanlagen errichtet werden.

Habeck stellt Förderung von Gaskraftwerken in Aussicht

Um die Energiewende voranzutreiben und eine zeitnahe Abschaltung von Kohlekraftwerken gewährleisten zu können, müssen andere Möglichkeiten gefunden werden, um Versorgungsengpässen während der sogenannten Dunkelflauten – wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint – vorzubeugen. Große Erwartungen werden dafür in Gaskraftwerke gesetzt, da diese flexibel einsetzbar sind und somit eine passende Ergänzung zu den erneuerbaren Energien darstellen. Erdgas ist zwar nicht emissionsfrei, aber die Gaskraftwerke sollen mittel- und langfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden.

Aus der Energiebranche wird bereits seit längerem gefordert, eine Strategie für den Bau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke bis 2030 zu entwickeln und bestehende Gaskraftwerke für den Betrieb mit Wasserstoff fit zu machen. Diesem Ruf könnte Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) nun nachkommen, indem er in Aussicht stellt, Unternehmen bei den Kosten für Bau und Betrieb besagter Anlagen zu unterstützen. Bisher scheuten viele Unternehmen die Umrüstung oder den Neubau von Kraftwerken, da die Umstellung auf Wasserstoff investitionsintensiv ist und sich die neuen Kraftwerke nicht rechneten. Mit Habecks Vorstoß könnte nun Bewegung in den Sektor kommen und ein wichtiger Schritt in der Energiewende getan werden.

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