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Energiebörse
Eine Energiebörse ist ein Großmarkt, auf dem der Handel mit Energieprodukten stattfindet (in der Regel Strom). Manche Strombörsen handeln aber ebenso Erdgas, weswegen die Bezeichnung als Energiebörse treffender ist.
In Europa gibt es vor allem zwei bedeutende Energiebörsen: Die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und die European Power Exchange (EPEX SPOT) in Paris. Beide spielen eine entscheidende Rolle bei der Preisbildung und dem Austausch von Energie zwischen Marktteilnehmern.
Im Allgemeinen wird zudem zwischen dem langfristigen Terminmarkt und dem kurzfristigen Spotmarkt unterschieden.
Was ist ein Terminmarkt?
Auf dem Terminmarkt werden langfristige Energielieferungen gehandelt, mitunter sogar mit einem Vorlauf von vielen Jahren. Dies geschieht durch den Abschluss von Verträgen, die den Kauf oder Verkauf von Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft festlegen – sogenannten Futures. Üblich sind hierbei folgende Laufzeiten:
- Weekend-Futures: bis zu zwei Wochenenden im Voraus
- Week-Futures: bis zu fünf Wochen im Voraus
- Month-Futures: bis zu zehn Monate im Voraus
- Quarter-Futures: bis zu elf Quartale im Voraus
- Year-Futures: bis zu sechs Jahre im Voraus
Da der Energieverbrauch im Laufe eines Tages fluktuiert, wird weiterhin noch zwischen Grundlast (Baseload) sowie Spitzenlast (Peakload) differenziert. Ein Baseload-Vertrag deckt einen kompletten Tag von 0 bis 24 Uhr ab, während Peakload-Verträge im Speziellen die Kernzeiten zwischen 8 und 20 Uhr bedienen.
Börsliche Terminmarktgeschäfte werden vorwiegend auf der EEX in Leipzig abgeschlossen. Stromversorger und Gasversorger können sich hier reliabel mit großen Energiemengen eindecken, was langfristige Planungssicherheit schafft und gegen finanzielle Risiken absichert.
Was bedeutet Spotmarkt?
Im Gegensatz zum langfristigen Terminmarkt ist der Spotmarkt auf kurzfristige Geschäfte ausgelegt. Auch wenn eine durchdachte Beschaffungsstrategie die benötigten Energiemengen größtenteils abdecken soll, lässt sich die exakte Tagesnachfrage in der Praxis nicht präzise prognostizieren, vor allem nicht viele Monate oder gar Jahre im Voraus. Deswegen kommt es zwangsläufig zu Überschüssen oder Versorgungslücken, die dann auf dem Spotmarkt ausgeglichen werden.
Auf dem Day-Ahead-Markt können Anbieter, so wie es der Name bereits andeutet, Energie für den Folgetag erwerben. Gebote dürfen bis 12 Uhr mittags eintreffen, die Lieferung geht dann am nächsten Tag vonstatten. Noch deutlich kurzfristiger ist hingegen der Intraday-Markt, Energie wird hier in stündlichen oder viertelstündlichen Blöcken verkauft. Der Handel findet dann fast in Echtzeit statt, das Geschäft kann bis zu fünf Minuten vor der Lieferung abgeschlossen werden. Wer also beispielsweise eine benötigte Strommenge von 15:00 bis 15:15 Uhr einkaufen will, muss bis 14:55 erfolgreich ein Gebot abgegeben haben.
Ähnlich wie der Terminmarkt ist auch der Spotmarkt ein unverzichtbarer Bestandteil des globalen Energiemarktes. Die Möglichkeit zum kurzfristigen Ausgleich von fehlenden oder überschüssigen Strom- und Gasmengen ist ein notwendiger Mechanismus, um ein stabiles Energienetz sicherzustellen. Gerade im Zuge der fortschreitenden Energiewende wird dem Spotmarkt zunehmend noch stärkere Bedeutung zukommen, denn bei Wind- und Solarkraft handelt es sich um intermittierende Energiequellen, welche aufgrund wetterbedingter Schwankungen keine gleichmäßige Einspeisung garantieren können. Solche meteorologischen Fluktuationen können dann auf dem Spotmarkt abgefedert werden.
Kurzfristige Energiehandelsgeschäfte finden üblicherweise auf der EPEX SPOT in Paris statt, wobei es sich hierbei jedoch um eine reine Strombörse handelt. Kurzfristige Geschäfte mit Erdgas finden vor allem an der EEX statt.
Merit-Order: Einfach erklärt
Ein wichtiges Konzept für die Strompreisermittlung im Day-Ahead-Handel ist die sogenannte Merit-Order. Die Merit-Order ist eine Reihenfolge, in der die verschiedenen Energieerzeugungsanlagen nach ihren Produktionskosten sortiert werden. Günstig sind hier vor allem Kraftwerke, die ihre Energie aus regenerativen Quellen wie Wind, Wasser oder Sonne beziehen. Anders verhält es sich mit der Energieproduktion aus fossilen Brennstoffen, hier entstehen nicht zuletzt aufgrund der beträchtlichen CO₂-Emissionen auch überdurchschnittliche Erzeugungskosten.
Bei der Merit-Order gilt das einfache Prinzip: Kraftwerke mit günstigeren Produktionskosten haben Priorität und stehen in der Reihenfolge somit weiter vorne. Jeden Tag werden zur Abdeckung des täglichen Gesamtstrombedarfs im Day-Ahead-Handel dann nacheinander alle Kraftwerke hinzugezogen, beginnend beim günstigsten Kraftwerk in der Merit-Order. Das allerletzte Kraftwerk, was benötigt wurde, um die Nachfrage letztlich zu befriedigen, legt schließlich den Tagespreis fest. Dieser Preis gilt an jenem Tag dann für sämtliche Stromtransaktionen im Day-Ahead-Handel, egal welches Kraftwerk den Strom tatsächlich verkauft.
Die Merit-Order ermöglicht es, die Stromerzeugung kosteneffizient zu gestalten und den Einsatz teurerer Kraftwerke zu minimieren. Mit zunehmender Verbreitung erneuerbarer Energien werden teure Kohle- und Gaskraftwerken immer weniger für den Day-Ahead-Handel benötigt. Somit könnte eine nachhaltigere Energielandschaft zu einer langfristigen Senkung der Strompreise beitragen, denn je höher der Anteil an grüner (und günstiger) Energie, desto geringer ist auch der finale Schwellenwert, welcher den Tagespreis bestimmt. Schon jetzt führen Tage mit starkem Wind bzw. hoher Sonneneinstrahlung mitunter zu einer derart hohen Stromeinspeisung aus erneuerbaren Quellen, dass es als Resultat zu negativen Strompreisen kommt.