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Christoph Deutscher
Christoph Deutscher

veröffentlicht am: 08.10.2024

Das Wichtigste in 30 Sekunden

Das Bundeswirtschaftsministerium hat im August 2024 ein Optionenpapier vorgelegt, wie der Strommarkt an die Herausforderungen der Stromversorgung durch Erneuerbare Energien angepasst werden kann. Die angestrebte Lösung: Ein Kapazitätsmarkt soll den bisherigen Energy-Only-Markt ablösen. Kritik kam logischerweise von der Opposition, aber auch von Denkfabriken aus dem Bereich Energie und von Energieunternehmen. Anstatt ein unerprobtes Modell zu riskieren, solle man sich lieber an bereits funktionierenden Beispielen aus dem europäischen Ausland orientieren.


Im Rahmen des Wachstumspakets für die Wirtschaft hat sich die Bundesregierung bereits im Februar 2024 auf eine Kraftwerksstrategie und eine Vorstellung für den zukünftigen Strommarkt in Deutschland geeinigt. Das in diesem Zuge ausgearbeitete Optionenpapier des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wurde schließlich im August 2024 überarbeitet veröffentlicht. Darin beschreibt das BMWK die Anforderungen an das deutsche Stromsystem vor dem Hintergrund der variablen Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie und stellt Möglichkeiten vor, diese Herausforderungen zu bewältigen. Der Fokus liegt dabei auf der Einführung eines Kapazitätsmarktes in Deutschland, um den bisherigen Energy-Only-Markt zu ersetzen.

Bereits im August kritisierte der Wirtschaftsrat der CDU in einen Brief an Wirtschaftsminister Habeck und den Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller, dass die Vorschläge aus dem Optionenpapier den Wirtschaftsstandort Deutschland im europäischen Vergleich schwächen würden. Im September äußerten sich auch Denkfabriken aus dem Energiesektor und Vorstände der Energieunternehmen skeptisch.

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Maßnahmenpaket - Wirtschaftsstandort stärken

Das Optionenpapier des BMWK vom 5. Juli 2024 umfasst 49 Maßnahmen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken sollen, mit einem Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit, Bürokratieabbau und einen leistungsfähigen Energiemarkt. Ein zentrales Ziel ist, bis 2030 80% der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zu decken und gleichzeitig einen Kapazitätsmechanismus einzuführen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Diagramm der Strompreisschwankungen nach Tageszeiten

Kapazitätsmarkt vs Energy-Only-Markt

Die Bundesregierung plant, den Energy-Only-Markt durch einen Kapazitätsmarkt zu ersetzen, um die Herausforderungen der erneuerbaren Energien zu bewältigen, da der Energy-Only-Markt zu Einnahmeengpässen führt. Im Kapazitätsmarkt erhalten Stromerzeuger Vergütungen für die Bereitstellung von Kapazitäten, auch wenn sie nicht tatsächlich Strom liefern müssen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Investitionsrahmen für Erneuerbare Energien

Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien soll nach und nach immer mehr in den Strommarkt integriert werden. Hierfür wird ein gesicherter Investitionsrahmen benötigt. Während es aktuell noch eine gleitende Marktprämie für den Ausbau Erneuerbarer Energien gibt, muss ab 2026 ein Fördersystem mit einem Rückzahlungsinstrument bzw. einer Rückforderungsvereinbarung für Einnahmen über dem Förderbedarf, eingeführt werden.

Investitionsrahmen für steuerbare Kapazitäten

Die Bundesregierung plant einen technologieneutralen Kapazitätsmechanismus, der einen flexiblen Mix aus Kraftwerken, Speichern und Lasten unterstützt und sich an zukünftige Entwicklungen anpasst. Das BMWK favorisiert einen kombinierten Kapazitätsmarkt, der die Vorteile eines dezentralen Marktes mit denen eines zentralen Marktes vereint, um Investitionssicherheit zu gewährleisten.

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Lokale Signale

Ein Zusammenspiel aus Strommarkt und Stromnetz ist gefragt. Während der Netzausbau weiterhin oberste Priorität sein soll, um den steigenden Anteil erneuerbarer Energien zu bewältigen, sei diese Maßnahme allein nicht ausreichend. Stattdessen brauche es eine Kombination aus Netzausbau, leistungsfähigen und sicheren Redispatches und lokalen Signalen, die Anreize für Netzdienlichkeit bei Erzeugern, Verbrauchern und Speichern setzen. Im Optionenpapier geht es dabei vor allem um folgende Vorschläge:

  • Zeitlich/regional differenzierte Netzentgelte
  • Regionale Steuerung in Förderprogrammen
  • Einbindung von Lasten in den Redispatch

Flexibilität

Flexibilität ist ein wichtiges Stichwort, um die variable Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie optimal zu nutzen. So sollen flexible Verbraucher und flexible steuerbare Stromerzeuger sich gegenseitig ausgleichen. Vor allem in E-Mobilität, Wärmepumpen, Elektrolyse und Speichern kann durch Leistungsanpassung auf kurzfristige Schwankungen in der Stromerzeugung reagiert werden.  Flexibilität auf Nachfrageseite soll somit einen vielfachen Nutzen haben: Einerseits profitieren alle von günstigen Strompreisen, wenn viel Wind- und PV-Strom vorhanden ist, andererseits sei die deutsche Wirtschaft dadurch wettbewerbsfähiger und die Versorgungssicherheit werde günstiger gewährleistet.

Da aktuell aber noch Hindernisse bestehen, die Investitionen in Flexibilität verhindern, gibt es im Optionenpapier drei Vorschläge:

  • Preisreaktionen ermöglichen, dynamische Tarifmodelle
  • Flexible/dynamische Netzentgeltstruktur
  • Industrielle Flexibilität fördern

In erster Linie sollen diese Vorschläge Anreize schaffen, den Stromverbrauch in Zeiten eines hohen Angebots zu verschieben. Somit profitieren Endkunden von niedrigeren Strompreisen und das Stromnetz würde entlastet werden.

Hier finden Sie Informationen zum Strommarkt der Zukunft

BMWK-Pläne in der Kritik

Im Juli wurde Kritik am Modell des kombinierten Kapazitätsmarktes des Bundesministeriums laut, da es in Europa noch kein vergleichbares System gibt. EPICO und Aurora äußern Bedenken hinsichtlich der administrativen Komplexität, unerprobter Wechselwirkungen zwischen den Märkten und der möglichen Bevorzugung großer Kraftwerke, was Innovationen bremsen könnte.

Was ist die Alternative für den Strommarkt?

EPICO und Aurora schlagen vor, den Kapazitätsmechanismus auf bewährte Modelle aus anderen EU-Ländern zu stützen und den Markt später dezentral anzupassen. Kritiker, darunter auch eine Studie von Connect Energy Economics, warnen vor der Komplexität und politischen Einflussnahme auf Kapazitätsmärkte, die den Wettbewerb verzerren und zu politischer Ungewissheit führen könnten.