Der Juni ist der Monat, in dem mehrere Bundesländer ihre Monitoringberichte zur Energiewende veröffentlichen. Niedersachsen ernannte sich dabei selber zum Klimaschutzvorreiter in Deutschland. Wie sehen die Daten zum Ausbau der erneuerbaren Energien aus? Außerdem: Wann lohnt sich der Umstieg auf E-Mobilität?
Das Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsen hat Mitte Juni ihren Energiewendebericht für das Jahr 2023 veröffentlicht. Darin stellt das Ministerium sowohl die Fortschritte des Bundeslandes im Ausbau der erneuerbaren Energien vor als auch die weiteren Pläne und Prognosen für die nächsten Jahre.
Die wohl markantesten Zahlen im Bericht drehen sich um den Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung. In 2023 wurden etwa 70 TWh Strom erzeugt, wovon etwa knapp 51 TWh aus erneuerbaren Energien stammen, also rund 72 Prozent. Zum Vergleich: Die Menge des in ganz Deutschlands erzeugten Bruttostroms betrug ungefähr 513 TWh, wovon etwa 272 TWh aus erneuerbaren Energien stammten, nur knapp 53 Prozent also. Hierin sticht Niedersachsen im gesamtdeutschen Vergleich also deutlich heraus. 2021 vermeldete Niedersachsen noch einen Anteil von etwa 51 Prozent an der Bruttostromerzeugung. Damals war Schleswig-Holstein an der Spitze des bundesweiten Vergleichs mit einem Anteil von fast 60 Prozent an der landesweiten Bruttostromerzeugung.
Obwohl erneuerbare Energien im letzten Jahr einen hohen Anteil an der Bruttostromerzeugung hatten, unterliegen sie je nach Verfügbarkeit und Sonne und Wind dennoch Schwankungen. Es ist nicht in jedem Jahr mit der gleichen Menge an Energie zu rechnen.
Das zeigt sich auch in den Zahlen Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in Niedersachsen. Demnach war in 2023 die Stromgewinnung aus Windenergie auf einem historischen Hochpunkt. Dafür lag der Ertrag der Sonnenenergie letztes Jahr unter dem langjährigen Mittelwert. Im Jahr 2022 waren die beiden Rollen vertauscht.
Trotz des Anstiegs erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung hatten fossile Energieträger 2023 noch den größten Anteil am Primärenergieverbrauch in Niedersachsen. Hier lag der Anteil erneuerbarer Energien bei etwa 29 Prozent, was aber immer noch deutlich über dem bundesweiten Anteil von knapp 20 Prozent liegt. Der Anteil am Endenergieverbrauch in Niedersachsen lag bei etwa 28 Prozent.
Bereits im März legte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ebenfalls ein Monitoring zur Energiewende in Deutschland und in Bayern vor – mit einem katastrophalen Urteil. So heißt es bereits im Vorwort des Berichts: „Das Ergebnis kann in keinem Bereich zufriedenstellen“, und weiter: „Die Ausbaugeschwindigkeit der Windenergie ist noch viel zu langsam.“ Das Fazit der vbw lautet: „Der Handlungsbedarf bleibt […] unverändert hoch.“
Konkret fokussiert sich dieses Monitoring auf das Jahr 2022, will aber auch Entwicklungen aus 2023 miteinbeziehen, sofern dazu Daten vorliegen. Außerdem berücksichtigt der Bericht auch die bundesweiten Ziele und Entwicklungen in der Energiewende, nicht nur die bayerischen. Ein Blick auf die vorgestellten Daten verrät aber, dass die Lage nicht überall so düster aussieht, wie das Vorwort und die Zusammenfassung suggerieren.
Während das verfehlte Ausbauziel der Windenergie an Land genannt wird, wird auf der anderen Seite die positive Entwicklung des Photovoltaikausbaus hervorgehoben. Das Ausbauziel von 9 GW in 2023 wurde mit einem Zubau von 14.1 GW übertroffen. Trotzdem sei das noch nicht genug, um die langfristig erforderliche jährliche Rate von 20 GW zu erreichen.
Ein bundesweiter Monitoringbericht für 2023 zeigt ebenfalls, dass im Ausbau von erneuerbaren Energien noch Handlungsbedarf besteht und bestätigt somit das Fazit der vbw. Demnach sind zum Zeitpunkt der Datenerhebung etwa 59.000 MW Leistung von Windenergie an Land ausgebaut. Im Jahr 2022 waren etwa 58.000 MW ausgebaut, das Ziel von 57.000 wurde also erreicht. Die Ziele für 2024 und 2026 liegen allerdings bei 69.000 respektive 84.000 MW, beide Ziele würden bei einer gleichbleibenden Ausbaugeschwindigkeit verfehlt werden.
Bei der Photovoltaik zeigt sich ein ähnliches Bild: 2022 wurde das Ausbauziel von 63.000 MW übertroffen, es wurde eine Gesamtleistung von 67.500 MW installiert. 2023 sind insgesamt knapp 74.000 MW an Solarenergie ausgebaut. Auch hier würde bei gleichbleibender Geschwindigkeit das Ziel für 2024, eine ausgebaute Leistung von 88.000 MW, verfehlt werden. Auch die Offshore-Windenergie hinkt den Zielen hinterher. Seit 2020 wurden 500 weitere MW ausgebaut, wodurch der aktuelle Gesamtausbau bei etwa 8.400 MW liegt. Das liegt ungefähr auf dem Niveau, was bereits vor drei Jahren erreicht sein sollte. Das projizierte Ziel von 30.000 MW in 2030 liegt damit auch in weiter Ferne.
In den letzten Jahren hatte die Preisentwicklung von Sprit und Strom eine klare Tendenz: Vieles wurde teurer. Der Strompreis hatte im Oktober 2022 mit einem durchschnittlichen Preis von über 60 Cent pro kWh für Neukunden seinen Peak erreicht und ist seitdem wieder kontinuierlich gefallen. Während Bestandskunden immer noch Preise jenseits von 35 Cent pro kWh zahlen, liegen Neuverträge seit Anfang des Jahres wieder auf einem Preisniveau von leicht über 25 Cent pro kWh. Weil nicht alle Haushalte regelmäßig zu einem günstigeren Stromvertrag wechseln, liegt der durchschnittliche Strompreis aktuell bei 36 Cent pro kWh.
Was bedeutet das für den Alltag? Erst einmal heißt das, dass Haushalte wieder Strom benutzen können, ohne ständig ein schlechtes Gewissen wegen der Rechnung haben zu müssen. Außerdem bedeutet das, dass Alternativen zum Strom unattraktiver werden. Zum Beispiel wird es unter Umständen günstiger, ein E-Auto anstelle eines Verbrenners zu fahren. Die Anschaffungskosten ignorierend ist vor allem das Laden oder Tanken ein Faktor, der dadurch günstiger wird. Um die Kosten zu vergleichen brauchen Privatpersonen nur den Verbrauch pro Strecke (der Einfachheit halber 100km) und den Preis pro Liter Benzin oder Diesel bzw. den Preis pro kWh.
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Das Vergleichsportal Check24 hat hierfür eine Musterrechnung angelegt, die auf den aktuellen Strom- und Spritpreisen und einem deutschen Musterhaushalt basiert:
Aus 89 E-Autos wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 21 kWh pro 100 km ermittelt.
36 Cent / kWH * 21 kWh = 756 Cent
Es kostet also durchschnittlich 7,56 Euro, um ein E-Auto für eine Strecke von 100km zu laden.
Autos verbrauchen im Durchschnitt 7,7 Liter pro 100km. Der durchschnittliche Preis pro Liter Super E5 betrug im Mai 1,82 Euro pro Liter. Aktuell bewegt sich der Preis immer noch um die 1,80-Euro-Marke.
1,82 Euro / Liter * 7,7 Liter = 14,01 Euro
Die durchschnittliche Tankladung für eine Strecke von 100km kostet bei einem Benziner somit 14,01 Euro.
Bereits bei einer einmaligen Strecke von 100km ist ein E-Auto aktuell also mehr als 6 Euro günstiger als ein Benziner. Überträgt man diese Summe nun auf ein ganzes Jahr – Check24 rechnete mit einer jährlichen Fahrleistung von etwa 11.000 Km – so ergibt das eine durchschnittliche jährliche Ersparnis von etwa 710 Euro. Wer nun noch einen neuen Stromvertrag zu günstigeren Preisen abgeschlossen hat, fährt sogar noch günstiger.
Dieselautos verbrauchen weniger als Benziner. Sie verbrauchen pro 100km nur 6,8 Liter. Außerdem liegt der Dieselpreis pro Liter bei etwa 1,73 Euro. Bei einem Dieselwagen kostet eine Tankladung für 100km als etwa 11,76 Euro und ist somit ebenfalls etwas teurer als die durchschnittliche Ladung für ein E-Auto.
E-Mobilität ist zwar auf dem Vormarsch und wird auch immer beliebter, aber allein wegen der Spritkosten auf ein E-Auto umzusteigen, ist trotzdem eine große Entscheidung. Schließlich sind E-Autos im Durchschnitt immer noch teurer als Verbrenner. Kann durch den Verkauf eines alten Autos aber ein erheblicher Teil des Kaufpreises erwirtschaftet werden, gelingt der Umstieg aber reibungsloser und vielleicht sogar ohne große Wertverluste. Das ist aber nicht immer so einfach umsetzbar.
Im Dezember 2023 ist die staatliche Förderung weggefallen bzw. abgelaufen. Wer sich ein E-Auto anschaffen will, kann also nicht mehr mit einer Umweltprämie von bis zu 6.750 Euro von Staat und Hersteller rechnen. Um der nachlassenden Nachfrage entgegenzuwirken, haben einige Hersteller eine eigene Prämie eingeführt oder direkt die Listenpreise ihrer E-Autos gesenkt. Die Höhe des Preisnachlasses variiert von Hersteller zu Hersteller, bei manchen Anbietern konnten sich Interessierte zeitweise einen Preisnachlass von mehr als 10.000 Euro sichern. Somit ist der Kaufpreis einiger Modelle sogar niedriger – oder er war zwischenzeitlich niedriger – als bei vergleichbaren Modellen mit Ottomotor.
Neben dem Spritpreis und dem Kaufpreis gibt es aber noch weiter Faktoren, die Haushalte beachten müssen. Haushalte können den günstigeren Strompreis nämlich nur dann wirklich nutzen, wenn sie auch eine eigene Ladestation besitzen. An öffentlichen Ladestationen kann der Preis bis zu 60 Cent pro kWh ansteigen. Wer sich eine eigene Ladestation kaufen will, sollte je nach Leistung und Umfang mit einem Kaufpreis zwischen 400 und 1.500 Euro rechnen. Dazu kommen noch Installationskosten in Höhe von 400 bis 2.300 Euro.
Ob sich ein E-Auto also finanziell lohnt, ist sowohl vom Modell als auch von der Nutzung abhängig. Je nach Modell können die Anschaffungskosten oder der Stromverbrauch höher sein. Außerdem kommt es auch immer auf den Strompreis und den eigenen Stromvertrag an, ob es sich lohnt, auf ein E-Auto umzusteigen. Wer zum Beispiel zu viel für seinen Stromvertrag zahlt, sollte unter Umständen zuerst in Betracht ziehen, zu einem günstigeren Stromtarif zu wechseln. Erst mit einem günstigen Stromvertrag lohnt es sich wirklich, ein E-Auto zu laden, anstatt einen Verbrenner zu betanken.