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Strom

Stärkere Kostenbelastung für Haushalte: Netzentgelte steigen 2022 weiter an

25. Januar 2022

von Michel Vo

Mitte des vergangenen Jahrzehnts hatte sich der Strompreis in einem Korridor von etwa 29 Cent pro Kilowattstunde eingependelt. Seit 2017 ist dieser Wert jedoch kontinuierlich gestiegen – das wird sich auch im aktuellen Jahr nicht ändern. Ersten Prognosen zufolge könnte der Strompreis für Privathaushalte im Jahr 2022 sogar fast 35 ct/kWh betragen, im Vorjahr hatte diese Zahl noch bei 31,89 kWh gelegen.

Einen allumfassenden Hauptgrund für diese Preisschraube gibt es nicht, denn die Gesamtausgaben für die Nutzung von Elektrizität setzen sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Vereinfacht ausgedrückt sind etwa die Hälfte der Stromkosten durch die Entrichtung von Steuern und Abgaben bedingt; hier sind im Besonderen die Mehrwertsteuer, die Stromsteuer sowie die EEG-Umlage zu nennen. Der Rest entfällt gleichmäßig für Beschaffungs- und Vertriebskosten vonseiten der Versorger sowie für Netzentgelte. Deren Anteil am Gesamtstrompreis beträgt somit ungefähr 25 Prozent.

Was sind Netzentgelte?

Damit Elektrizität vom Kraftwerk zur heimischen Steckdose gelangt, ist ein weit verzweigtes Stromnetz vonnöten. Zuerst wird der Strom mittels Höchstspannungsnetzen über große Entfernungen in alle Ecken Deutschlands transportiert – diese werden hierzulande von vier großen Übertragungsnetzbetreibern (50Hertz, Amprion, Tennet, TransnetBW) unterhalten. Anschließend wird der Strom von regionalen Anbietern, also einem der 875 Verteilnetzbetreiber, zum Endkunden geliefert.

Für die Nutzung der Stromnetze fallen dann Gebühren an, welche vom Verbraucher entrichtet werden müssen – die sogenannten Netznutzungsentgelte, kurz: Netzentgelte. In der Regel zahlt der Kunde diese direkt an seinen Stromversorger, welcher das Geld anschließend an die Netzbetreiber weiterleitet. Im Laufe der Zeit kann so eine beträchtliche Summe anfallen, ein deutscher Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von ungefähr 3.500 kWh zahlt fast 300 Euro pro Jahr nur für Netzentgelte.

Wie hoch sind die Netzentgelte 2022?

Netzbetreiber legen ihre konkreten Betriebskosten für das nächste Jahr spätestens bis zum 31. Dezember des Vorjahrs fest. Somit stehen die Netzentgelte für das Jahr 2022 fest, erste Auswertungen ergeben: Für einen Normalhaushalt fallen in Deutschland 8,46 ct/kWh für Durchleitungsgebühren an. Das ist ein Anstieg von knapp vier Prozent.

Nun gibt es allerdings kein homogenes, deutschlandweit gültiges Netzentgelt. Stattdessen sind zum Teil enorme regionale Schwankungen zu verzeichnen: Am meisten müssen Verbraucher in Schleswig-Holstein für die Nutzung der Stromnetze bezahlen, 11,58 ct/kWh sind es dort im Mittel.

Im Gegensatz dazu werden Haushalte in Bremen nur mit durchschnittlich 6,70 ct/kWh belastet – also beinahe die Hälfte im Vergleich zum Höchstwert! Über ein ganzes Jahr betrachtet sind das fast 170 Euro Differenz. Vergleichsweise hoch sind Netzentgelte zudem in Hamburg, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, während die Belastung in Berlin, Bayern und Niedersachsen verhältnismäßig gering ist.

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Wie lange wird es diese regionalen Unterschiede noch geben?

Die Höhe der jeweiligen Netzentgelte sind davon abhängig, welche Kosten für Netzausbau, Netzwartung sowie das Management von Netzengpässen entstehen. Somit variiert dieser Wert von Ortschaft zu Ortschaft, es entsteht ein überaus heterogenes Verteilungsbild – teilweise können sich gar die Netzentgelte in direkt benachbarten Städten stark unterscheiden, je nachdem welcher Netzbetreiber verantwortlich ist und aus welcher Quelle Elektrizität gespeist wird. Kostspielig sind die Durchleitungsgebühren etwa vor allem in Gebieten, in denen neue Übertragungsnetze gebaut werden, die Strom aus erneuerbaren Quellen in andere Regionen transportieren sollen.

Besonders stark betroffen sind deshalb der Norden und Osten Deutschlands. Tendenziell lassen sich zudem höhere Netzentgelte in ländlichen Regionen feststellen, da auf einen Meter Stromleitung weniger Abnehmer kommen, wohingegen in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte meist geringere Kosten anfallen. All jene Faktoren werfen die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit auf, weswegen die unterschiedliche Preisbestimmung seit vielen Jahren kontrovers diskutiert wird.

Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wurde 2017 mit dem Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMoG) die Basis für eine bundesweite Angleichung der Netzentgelte gelegt. Demzufolge sollte ab dem Jahr 2019 für 20 Prozent der Durchleitungsgebühren ein bundesweit einheitliches Entgelt ermittelt werden – dieser Anteil sollte anschließend jedes Jahr um jeweils 20 Prozent steigen. Konkret bedeutet das: Im Jahr 2022 bestehen bereits 80 Prozent der Netzentgelte aus einem allgemeingültigen Einheitsfaktor – im Folgejahr wird dieses Kontingent dann auf 100 Prozent ansteigen, womit die Angleichung der Netzentgelte 2023 abgeschlossen sein wird.

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