Haben Sie einen Sparplan? Fühlen Sie sich finanziell frei – oder ist es dorthin noch ein langer Weg? Wir haben anlässlich des 95. Weltspartages eine bundesweite Umfrage zum Sparverhalten durchgeführt. Die Erkenntnis: Egal, ob 10 oder 700 Euro, dreiviertel der Befragten legen monatlich einen festen Betrag zur Seite. Aber was, wenn gar kein Geld zum Sparen da ist? Wo nur anfangen? Hier helfen die Tipps von vier Finanz-Expertinnen weiter. Sie möchten sparen, ohne groß etwas dafür tun zu müssen? Checken Sie Ihre Verträge – Sie werden überrascht sein, wie viel Geld sich dort versteckt!
Der Weltspartag wurde 1924 ins Leben gerufen und im Folgejahr das erste Mal begangen. Hintergrund war, den Spargedanken aufrecht zu erhalten. An diesem Tag war und ist es üblich, sein Erspartes zur Bank zu bringen. Für Kinder gab und gibt es zudem Geschenke.
In den Industrienationen hat der Weltspartag in seiner ursprünglichen Gestalt dennoch an Bedeutung verloren. Die Anlage eines monatlich zurückgelegten Betrags auf Sparbüchern ist nicht mehr rentabel und einige Deutsche entscheiden sich gänzlich gegen das traditionelle monatliche Sparen. Dennoch spielt das Geld sparen für viele eine wichtige Rolle auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit.
Und Sparen ist nicht nur die Anlage des Geldes in Aktien oder Fonds, sondern auch der Überblick über die monatlichen Ausgaben und die Möglichkeiten, diese zu reduzieren.
Obwohl der Weltspartag nicht mehr so begangen wird, wie 1925, der Gedanke zählt auch heute noch. Sparen ist weiterhin wichtig – es gibt inzwischen nur andere, effektivere Wege, um sein Geld zu vermehren.
Wir haben uns gefragt: Wie spart Deutschland? Gemeinsam mit dem Unternehmen für digitale Markt- und Meinungsdaten Civey haben wir deshalb eine bundesweite Umfrage dazu gestartet. Wir wollten wissen:
Monatlich Geld aufs Tagesgeldkonto (sozusagen das heutige Sparbuch) zu überweisen, ist eine Maßnahme, um zu sparen. Das Rennen unter den von uns angegebenen Sparmaßnahmen macht dennoch das gute alte Haushaltsbuch, mit dem 16,9 Prozent erfolgreich sind. Besonders Selbstständige und Studierende haben so ihre monatlichen Ausgaben im Blick und sparen bares Geld. Man sollte denken, dass es für Studierende also besonders einfach ist, im Haushalt Geld zu sparen. Dabei sehen aber nur 1,3% der befragten Studierenden den Wechsel von Verträgen als ihre größte Sparmaßnahme.
Für mehr als ein Drittel der Befragten haben sich andere Spartipps durchgesetzt. Wir vermuten, dass hier Finanzpläne hoch im Kurs sind. Doch dafür braucht es erst einmal Erspartes, das sich anlegen und damit vermehren lässt.
Was unsere Umfrage noch ergab: Frauen sind die traditionelleren Sparerinnen. Sie sparen zu einem Großteil Geld, indem sie ihre Finanzen mithilfe eines Haushaltsbuches im Blick behalten und monatlich einen festen Betrag auf Tagesgeldkonten überweisen. Die Mehrheit der befragten Männer hat unter den durch die Umfrage gegebenen Auswahlmöglichkeiten angegeben, das meiste Geld über Vertragswechsel oder -kündigungen sparen zu können.
Haushalte mit Kindern sind klassisch und praktisch veranlagt. Das meiste Geld sparen sie, indem sie Verträge wechseln (19,6 Prozent), monatlich einen festen Betrag aufs Tagesgeldkonto überweisen (17,7 Prozent), Haushaltsbuch führen (15,1 Prozent) und Second-Hand-Käufe tätigen (16,5 Prozent).
Auch das traditionelle Modell, monatlich einen festen Betrag zur Seite zu legen, hat sich bewährt: Drei Viertel der Befragten haben einen monatlichen Sparbetrag. Die meisten legen dabei zwischen 100 und 300 Euro zur Seite. Trotzdem zeigt die Umfrage auch, dass ein Viertel gar nichts spart.
Mit steigender beruflicher Stellung sparen die Befragten monatlich höhere Beträge. Immerhin 17% der Befragten können monatlich 700 Euro oder mehr für Sparzwecke aufbringen.
Im Vergleich zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands hat sich gezeigt, dass im Osten eher Beträge bis 500 Euro gespart werden und die Befragten im Westen häufiger als die Befragten im Osten Beträge ab 500 Euro sparen.
Bei der Frage nach ihrer größten Motivation zu sparen, sind sich knapp 33 Prozent (und damit die Mehrheit) der Befragten einig: Sie streben die finanzielle Unabhängigkeit an. 24,8 Prozent der Befragten gaben dagegen an, mit ihren Rücklagen für einen Notfall vorsorgen zu wollen. Obwohl für Männer und Frauen die eigene finanzielle Unabhängigkeit ganz klar die größte Rolle beim Sparen spielt, zeigt sich doch, dass Frauen den Notgroschen tendenziell als wichtiger erachten als Männer. Die Vorsorge für den Notfall spielt dabei für ledige oder geschiedene Teilnehmer eine größere Rolle als für verheiratete Teilnehmer.
20,6 Prozent der Befragten zwischen 18 und 39 Jahren gaben außerdem an, dass ihre größte Motivation fürs Sparen der Traum vom Eigenheim sei. 20 Prozent der Befragten, die Kinder im eigenen Haushalt haben, gaben zudem an, dass die Familie für sie der wichtigste Grund zum Sparen sei. Etwa um den Kindern eine Ausbildung zu finanzieren.
Im Osten der Republik wird im Vergleich zum Westen häufiger für die Familie oder ein Eigenheim gespart; nichtsdestotrotz spielen die eigene finanzielle Unabhängigkeit sowie Rücklagen für Notfälle auch im Osten die größte Rolle.
84 Prozent aller Befragten sind der Meinung, sie hätten ihre Finanzen im Griff. Männer und Frauen stimmten hier fast gleichermaßen zu. Zudem ließ sich beobachten, dass die Zufriedenheit mit den eigenen Finanzen mit dem Lebensalter steigt – die Befragten im Alter von 65 oder höher liegen mit 88,8 Prozent vorn und haben ihre Finanzen nach eigener Aussage am besten im Griff. Nur 6,7 Prozent der Befragten sagen, sie hätten ihre Finanzen nicht oder eher nicht im Griff.
Auf Ihrem Konto herrscht gähnende Leere, kein Geld da, das Sie sparen können? Nicht ganz. Überall verstecken sich Sparpotentiale, Sie müssen sie nur finden! Dass jede*r – egal, ob Frau oder Mann, Jung oder Alt, Finanz-Profi oder Anfänger – erfolgreich sparen und finanziell unabhängig werden kann, beweisen uns starke Communitys von erfolgreichen Finanzblogs. Zum Beispiel von finanz-heldinnen, Femance, FinMarie und ISI Finance, die wir nach ihren Spartipps & Ratschlägen gefragt haben.
Um langfristig sparen zu können und dranzubleiben, haben uns die Finanz-Expertinnen ihre besten Spartipps verraten. Die besten zehn haben wir hier für Sie zusammengefasst:
In einem Punkt sind sich die Expertinnen einig: Es kommt nicht auf das Einkommen an. Durch Sätze wie „Sparen kann ich, wenn ich mehr verdiene“ ließen sich viele auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zurückhalten, so Hava Misimi, Gründerin des Finanzblogs Femance. Sie rät darum allen, „in kleinen, ehrlichen Schritten seinen Sparzielen näher zu kommen.“ Diese Schritte könnten vielfältig und müssen zunächst gar nicht weltbewegend sein. Wichtig sei es, überhaupt anzufangen und anschließend dranzubleiben. Das findet auch Katharina Bremer von finanz-heldinnen, einer Initiative der comdirect bank, die vor allem Frauen über die Finanzwelt aufklären und unterstützen. Das dazugehörige Motto lautet: „Kleine Schritte sind besser als keine Schritte.“
Nicht nur unter unseren Umfrageteilnehmer*innen ist das Haushaltsbuch beliebt, auch die Finanz-Expertinnen schwören darauf. Kein Wunder, das Haushaltsbuch ist simpel, aber effektiv. „So bekommt man einen sehr guten Überblick, wo man eventuell zu viel ausgibt und kann dann versuchen Alternativen zu finden“, erklärt Misimi.
Mit der Aufstellung der monatlichen Kosten geht auch der nächste Tipp einher: Verträge checken. „Ob Versicherung, Strom, Gas oder Handy – alte Verträge bieten tendenziell schlechtere Konditionen als neue“, sagt Karolina Decker, Finanz-Expertin und Co-Gründerin von FinMarie. Das Berliner Unternehmen bietet Finanzberatung speziell für Frauen an. „Sie können also Geld verlieren, wenn Sie sich nicht die Mühe machen, zum Ende der Vertragslaufzeit nach einem neuen Anbieter zu suchen.“
Der allerwichtigste Spartipp? Anfangen! Da sind sich alle Expertinnen einig. „Egal, bei welchem Punkt oder mit welchem Vertrag gestartet wird, wichtig ist es, loszulegen und ab diesem Punkt auch durchzuziehen“, sagen finanz-heldinnen.
Wer dann einen festen Betrag im Monat „entbehren“, also auf ein Tagesgeldkonto schieben oder sogar investieren, kann, der sollte das am besten am Monatsanfang tun, rät Isabell Baruth. Die YouTuberin gibt auf ihrem Kanal ISI Finance allerhand Tipps zum erfolgreichen Sparen und Anlegen.
„Damit meine ich, dass man sich zuerst selbst bezahlt“, erklärt Baruth ihren Tipp. „Sobald also das Gehalt eintrifft, sollten mindestens zehn Prozent davon fix für die Geldanlage verplant sein. Viele Leute begehen den Denkfehler, dass sie ihre Ausgaben oft genau nach ihren Einnahmen richten, sodass am Ende des Monats kein Geld für die finanzielle Planung übrigbleibt. Wenn man also bewusster konsumiert, unnötige Ausgaben streicht und zusätzliche Einnahmen reinvestiert, kann ein solider Vermögensaufbau gelingen.“
Familien sparen laut unserer Umfrage am meisten, indem sie Verträge kündigen und/oder wechseln. Clever, so spart man ohne großen Aufwand. Schließlich müssen Sie sich in den meisten Fällen hierfür nur einmal im Jahr Zeit nehmen. Laut finanz-heldinnen ist dieser Spartipp gerade dann interessant, „wenn es um Aspekte, wie Kassensturz und Aufstellung der Budgettöpfe geht. Dies sind wichtige Punkte auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit und es gehört auch dazu, Verträge und deren Leistungen zu überprüfen. Viele unserer Follower*innen merken dann, dass sie einige Verträge vor Jahren abgeschlossen haben, sie diese aber ungenutzt lassen, oder dass es günstigere Alternativen gibt.“
Verträge ausmisten, kündigen und wechseln, ist immer wieder auch in der Community von finanz-heldinnen Thema. Finanz-heldin Katharina Bremer erklärt, was sie und ihre Kolleginnen beim Vertragswechsel raten:
Ob für Fitnessstudio, Zeitung, Stromanbieter, Smartphone, Nahverkehr oder Auto, bei mindestens einem Ihrer Verträge können Sie im Jahr bares Geld sparen. Wir rechnen es Ihnen am Beispiel einer vierköpfigen Hamburger Familie vor!
(Die Ersparnisse haben wir mit Hilfe mehrerer Vergleichsportale berechnet, die Strom-Ersparnis hingegen mit unserem Wechselpilot-Stromrechner.)
Während Sie beispielsweise Ihren Stromanbieter getrost jedes Jahr wechseln können, sollten Sie bei anderen Verträgen genau überlegen, ob ein Wechsel Sinn macht. Als Co-Gründer des Versicherungsmanagers CLARK weiß Dr. Marco Adelt, dass zu Herbst und Winter Kfz-Versicherungen häufig gewechselt werden – und hierbei Vorsicht angebracht ist. Uns gegenüber erklärt er: „Eine Ersparnis durch einen Versicherungswechsel klingt zunächst sehr attraktiv. Allerdings sind PKW-Halter, die in der Vergangenheit sehr häufig die Versicherung gewechselt haben, bei neuen Versicherungen eher unbeliebt.„
Während die Kfz-Haftpflichtversicherung Neukunden in der Regel nicht ablehnen dürfe, betreffe das nicht die Kaskoversicherung. Wer kündigt, ohne einen neuen Vertrag bereits abgeschlossen zu haben, stehe dadurch im schlimmsten Fall zum gekündigten Datum ohne Versicherung da. „Deshalb sollte man sich vor der Kündigung immer fragen, ob sich ein Wechsel tatsächlich lohnt und die Angebote genau vergleichen. Wechselprämien und Ersparnisse sind zunächst verlockend, aber es lohnt sich genau hinzusehen. 2019 lag die durchschnittliche Ersparnis aller Wechsler bei 145 Euro – ein gut überlegter Wechsel kann sich also durchaus lohnen.“
Ob Sie nun sparen, indem Sie morgens auf den leckeren Coffee to go verzichten, das Abo Ihrer Lieblingszeitschrift kündigen oder sich eine günstigere Kfz-Versicherung suchen, jeder Aufwand macht sich bezahlt. In jedem Alltag lassen sich Stellschrauben finden, an denen Sie drehen können. Sollte Ihnen auf Anhieb nichts einfallen, gehen Sie einfach den klassischen Weg und führen Sie ein paar Wochen lang Haushaltsbuch. Schnappen Sie sich anschließend einen Rotstift und markieren Sie große und kleine Kostentreiber. Vielleicht haben Sie direkt eine Idee, wie Sie Geld sparen können?
Wie Katharina Bremer von finanz-heldinnen schon sagte: Wichtig ist, anzufangen. Es spielt keine Rolle, welchen Schritt Sie zuerst gehen, machen Sie ihn einfach! Mit den hier genannten Tipps und Ratschlägen haben Sie schon mal genug Inspiration, um bald Ihren eigenen Weg zum ersten Ersparten und dann zur finanziellen Unabhängigkeit zu gehen. Viel Erfolg!