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Strom

Wie viel Strom verbraucht ein Fußballstadion?

11. November 2022

von Michel Vo

Es ist wieder so weit: Die Fußballweltmeisterschaft der Männer steht vor der Tür. Vom 20. November bis zum 18. Dezember 2022 werden erneut 32 Teams aus aller Welt um den begehrten Titel konkurrieren. Das von Kontroversen begleitete Turnier findet dieses Jahr in Katar statt – aufgrund der hohen Temperaturen werden die Spiele erstmals im Winter ausgetragen.

Für die WM wurden mehrere neue Stadien aus dem Boden gestampft, die Kosten belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Doch nicht nur der Neubau einer Spielstätte verschlingt eine Menge Geld, auch deren Betrieb ist überaus teuer. Das liegt nicht zuletzt an der Stromrechnung, denn der Energieverbrauch eines Stadions ist enorm.

Wie viel Strom verbraucht ein Fußballstadion eigentlich? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen.

Stromfresser Stadion: So viel Energie wird verbraucht

Bei einem Stadion denken die meisten Menschen sofort an eine Bundesliga-Arena. Millionen begeisterter Fans verfolgen jedes Wochenende das Spiel ihrer Lieblingsmannschaft. Doch wie schlägt sich ein Spektakel energiewirtschaftlich nieder? Die genauen Kosten variieren und hängen von Stadiongröße, Wetter, Besucheranzahl und Tageszeit ab. Im Allgemeinen beläuft sich der Stromverbrauch für ein einziges Spiel aber auf etwa 10.000 bis 25.000 kWh.

Zum Vergleich: Ein Privathaushalt verbraucht durchschnittlich ungefähr 3.000 Kilowattstunden – pro Jahr! Mit dem bei einem Bundesliga-Spiel verbrauchten Strom ließen sich also mehrere Haushalte ein ganzes Jahr lang versorgen.

Der astronomische Stromverbrauch kommt aber nicht von ungefähr. Allein das Flutlicht verbraucht jedes Spiel hunderte oder sogar tausende Kilowattstunden, denn selbst bei Mittagsspielen müssen Scheinwerfer weiterhin Hochbetrieb leisten – so schreiben es die Fernsehanstalten vor. So sollen bessere Spielfeldbilder garantiert werden, für die Zuschauer vor Ort macht die zusätzliche Beleuchtung freilich kaum einen Unterschied.

In der Bundesliga ist eine Beleuchtungsstärke von 1600 Lux vorgeschrieben, in der Champions League sind es gar 2000. Auf FIFA-Ebene, also auch bei einer Weltmeisterschaft, sind sogar 2400 Lux erforderlich. Dementsprechend gilt: Je wichtiger das Spiel, desto höher sind auch die Flutlichtkosten. Selbst in der dritten Liga müssen Scheinwerfer mindestens 1000 Lux aufweisen.

Insgesamt macht das Flutlicht aber nur einen kleinen Anteil der gesamten Stromkosten aus, Schätzungen zufolge handelt es sich um bis zu 10 Prozent. Es muss aber nicht nur das Spielfeld beleuchtet werden, sondern auch der Innenraum des Stadions. Hinzu kommen die Anzeigetafel sowie diverse Werbebildschirme.

Apropos Innenraum: Auch für die Verköstigung der Gäste ist viel Energie nötig, Küche und Catering sind also gleichermaßen für die hohe Stromrechnung verantwortlich, schließlich werden nicht zuletzt Getränke wie das obligatorische Stadionbier natürlich nur gekühlt serviert. Vor allem im Winter ergeben sich dann noch erkleckliche Heizkosten, das schließt auch die Rasenheizung mit ein.

Neues Umweltbewusstsein der Vereine: So sparen Proficlubs Energie ein

Angesichts solcher Stromkosten lohnt sich Energiesparen umso mehr, ohnehin ist das Thema wegen Energiekrise und Klimawandel verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Auch der Profifußball ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, zahlreiche Vereine haben in den letzten Jahren verstärkt Maßnahmen für eine höhere Energieeffizienz geplant oder umgesetzt.

Branchenprimus Bayern München etwa hat die gesamte Allianz Arena durchgecheckt und auf hierbei entdeckte Missstände reagiert. Beispielsweise wurde die Rasenheizung mittlerweile auf Luftwärmepumpen umgestellt, seit 2019 gibt es zudem ein Solardach. Auch bei der Klimatisierung kommt es zu Einschnitten, und selbst die ikonische Außenbeleuchtung wurde gedrosselt. Solche kleinere Stellschrauben können sich durchaus aufsummieren, insgesamt soll jährlich eine Million kWh Strom eingespart werden.

Diese Zahl zeigt aber auch, wie groß der Energiebedarf eines Stadions wirklich ist. Das liegt vor allem daran, dass eine Fußballarena nicht nur während der Spieltage Strom verbraucht, vielmehr ist sie fortwährend in Betrieb. Viele Stadien werden ohnehin auch zu anderen Zwecken genutzt, beispielsweise als Schauplatz von Konzerten.

Doch selbst in reinen Fußballarenen geht das Licht nie aus, denn der hochsensible Rasen würde ohne stetige Beleuchtung verkümmern, da es im Stadion nur geringen natürlichen Lichteinfall gibt. Solche Rasenbeleuchtung ist sportlich sinnvoll, aber geht mit hohen ökonomischen und ökologischen Kosten einher. Deswegen wurden hierfür neuerdings LED-Rasenbeleuchtungen entwickelt, auch Bayern München nutzt dieses System seit diesem Jahr. Der Energieverbrauch soll so um 40 Prozent sinken.

Das sind aber nur einige Beispiele, und andere Vereine sind sogar noch weiter. Der FSV Mainz 05 ist nach eigenen Angaben seit 2020 der erste klimaneutrale Verein der Fußballbundesliga, dazu bezieht der Verein unter anderem ausschließlich Ökostrom. Und auch der FC Augsburg wirbt mit seiner Heimstätte, welche bei der Einweihung im Jahr 2009 das erste CO2-neutrale Stadion der Welt war. Hierzu hat das Stadion eigens zwei große Wärmepumpen.

Ob eine 15.000 m² umfassende Photovoltaikanlage auf dem Dach des Freiburger Europa-Park Stadions oder ein Blockheizkraftwerk im Stadion von Erzgebirge Aue, die meisten Profivereine haben sich mittlerweile also einer höheren Energieeffizienz verschrieben. Die bereits realisierten Maßnahmen können aber nur den Anfang darstellen, denn noch immer ist Profifußball eine Tätigkeit mit einem äußerst hohen Energieverbrauch.

Und auch Fußballfans sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein, denn an einem Bundesliga-Spieltag werden bundesweit mehr als 7.000 Tonnen CO2 verbraucht – was auch mit den hunderttausenden Anhängern zu tun hat, die hierzu in die Stadien strömen und dabei zum Teil große Strecken mit dem Auto zurücklegen.

Und auch beim Zuschauen auf der heimischen Couch können große Stromausgaben entstehen. Sorgen Sie dafür, dass diese Kosten so gering wie möglich sind! Wechselpilot hilft ihnen gerne dabei – und zwar automatisch und jedes Jahr aufs Neue.

Anpfiff in Katar: Wie sieht es mit der Ökobilanz der Fußball-WM 2022 aus?

Zum Abschluss aber wieder zurück zur anstehenden Fußball-WM in Katar: Die Großveranstaltung wird seit dem Moment der umstrittenen Vergabe mit großer Skepsis beäugt, und zahlreiche Berichte über gravierende Menschenrechtsverstöße im Emirat haben die Kritik nur noch weiter verstärkt.

Die Organisatoren kündigen gleichwohl nicht nur vollmundig die beste, sondern auch die nachhaltigste Fußballweltmeisterschaft der Geschichte an – eigenen Angaben zufolge. Klimaneutral soll die Veranstaltung am Ende sogar sein, doch ob dieses Versprechen auch wirklich eingehalten werden kann, darf durchaus bezweifelt werden.

Vonseiten der FIFA wird ein Gesamtausstoß von 3,6 Millionen Tonnen CO2 beziffert, unabhängige Untersuchungen gehen aber von einem Vielfachen dessen aus. Positiv zu vermerken ist zumindest: In der Tat wurde ein monumentaler Solarpark errichtet, und durch die überschaubare Größe des Wüstenstaats dürften sich die Fortbewegungswege zwischen den Spielorten in Grenzen halten.

Klimaneutralität bedeutet das aber noch lange nicht. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen auch große Mengen an CO2-Zertifikaten erworben werden, welche dann Kompensationsprojekte finanzieren sollen – eine vielerorts kritisch beäugte Praktik. Zudem wurden ungefähr eine Million Bäume gepflanzt. Dass diese aufwändig bewässert werden müssen, wird dabei aber unterschlagen, zehn Meerentsalzungsanlagen sind hierfür nötig.

Und auch der Bau der Stadien wird von zahlreichen Experten hinterfragt. Mit Gesamtkosten von bis zu 220 Milliarden US-Dollar ist die diesjährige WM die mit Abstand teuerste aller Zeiten, keine Weltmeisterschaft hatte bisher mehr als 15 Milliarden gekostet. Eine bestehende Fußballinfrastruktur gab es nur eingeschränkt, deswegen mussten 6 der 8 Austragungsstätten komplett neu gebaut werden.

Doch was passiert nach der WM mit den Stadien? Die Befürchtung: Nichts. Eine nennenswerte Fußballkultur sucht man in Katar bisher vergebens, die Zuschauerzahlen sind gering. Von einer nachhaltigen Nutzung kann deswegen kaum die Rede sein. Dieses Problem hat die Fußball-WM aber nicht exklusiv, vor ähnlichen Dilemmata standen etwa auch die Olympischen Winterspiele zu Jahresbeginn.

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