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Strom

Strompreisanalyse: Preisbestandteile und Entwicklung

2. Februar 2023

von Anne Härtling

Die Strompreisbremse gilt seit Januar 2023 und soll deutsche Haushalte und Industrie bei den Strompreisen entlasten. Die Preisbremse deckelt den Strompreis bei 40 Cent pro Kilowattstunde – doch ist das überhaupt eine spürbare Entlastung? Wir nehmen den aktuellen Strompreis unter die Lupe und erklären die Entwicklungen der letzten Monate und Jahre.

Strompreisbestandteile

Der Strompreis ist flexibel und setzt sich aus festen und variablen Bestandteilen zusammen. Nur so kann es zustande kommen, dass unterschiedliche Tarife angeboten werden können und die Strompreise sich lokal unterscheiden.

Kosten für Beschaffung und Vertrieb

Den mit fast 50 Prozent größten Anteil am Gesamtstrompreis haben die Kosten für Beschaffung und Vertrieb. Aus diesem Anteil muss der Stromversorger die Kosten decken, die ihm durch den Einkauf bzw. die Produktion des Stroms entstehen. Der Stromversorger legt anhand von Kalkulationen selbst fest, wie hoch dieser Anteil sein muss. Dies ist auch die Stellschraube, an der gedreht werden kann, um einen Tarif günstiger oder teurer zu gestalten.

Nur mit einer gelungenen und krisenfesten Kalkulation kann ein Energieversorger langfristig gewinnbringend wirtschaften. Zu Beginn der Energiekrise, als im Herbst 2021 die Preise in die Höhe schossen, haben einige Versorger die Quittung für ihre Kalkulationen bekommen: Die plötzlich hohen Preise an der Energiebörse überraschten die kleinen Versorger und einige gingen in die Pleite.

Netzentgelte

Netzentgelte werden von den Netzbetreibern erhoben und müssen von den Stromversorgern dafür entrichtet werden, dass sie die Stromleitungen nutzen dürfen, um Strom zu ihren Kunden zu liefern. Die Kosten geben die Versorger direkt an die Kunden weiter; auf Ihrer Stromrechnung dürften Sie also einen solchen Posten finden.

In Deutschland sind vier Übertragungsnetzbetreiber dafür verantwortlich, dass Strom mittels Hochspannungsleitungen über große Strecken in alle Ecken des Landes transportiert wird. Dort sorgen derzeit 872 Verteilnetzbetreiber dafür, dass jeder Haushalt an das Stromnetz angeschlossen ist und beliefern diese mit Strom. Für diese Leistung erhalten die Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber ein Entgelt.

Die Netzentgelte wurden früher von den vier großen Netzbetreibern jeweils für das kommende Jahr festgelegt. Diese waren abhängig von Kosten für den Netzausbau, für Netzwartung und Instandhaltung und davon, wie hoch die Bevölkerungsdichte ist und aus welchen Energien Strom in der Region erzeugt wird. Lokal gab es also teils große Unterschiede in den Netzentgelten und somit auch im Strompreis für die Verbraucher.

Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, wurde 2017 eine schrittweise Angleichung der Netznutzungsentgelte beschlossen. Seit 2023 sind die Netzentgelte im ganzen Land für alle Verbraucher gleich hoch. Sie werden aber dennoch von den Netzbetreibern festgelegt und liegen damit außerhalb des Einflussbereichs von Stromanbietern. Für 2023 liegen die Übertragungsnetzentgelte bei 3,12 ct/kWh, was vielerorts eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2022 ist.

Steuern, Abgaben und Umlagen

Neben den Netzentgelten gibt es weitere Preisbestandteile, auf die die Versorger keinen Einfluss haben. Das sind vor allem die staatlich festgelegten Anteile am Strompreis. Den größten Teil dessen macht die Mehrwertsteuer mit 19 Prozent aus. Während im Rahmen von Entlastungspaketen der Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf 7 Prozent gesenkt wurde (seit Oktober 2022), blieb eine solche Maßnahme für den Strompreis bisher aus.

In den vergangenen Jahren ist vor allem eine Umlage besonders in die Höhe geschossen: Die EEG-Umlage. Diese Abgabe sollte den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland finanzieren und wurde zu diesem Zweck mehrfach angepasst. Seit Juli 2022 ist die EEG-Umlage Geschichte: Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird nun nicht mehr von den Verbrauchern finanziert, sondern aus der Staatskasse.

Weitere staatliche Preisbestandteile sind die Stromsteuer in Höhe von 2,05 ct/kWh, die Offshore-Netzumlage, der KWK-Aufschlag und die Umlage für abschaltbare Lasten. Insgesamt machen Steuern, Abgaben und Umlagen etwa 29 Prozent des Strompreises aus.

Der aktuelle Strompreis

Nach einer langen Zeit immer neuer Preisrekorde während der Energiekrise erholen sich die Strompreise gerade etwas. Die Großhandelspreise an der Strombörse sind gesunken und damit einhergehend können die Stromversorgungsunternehmen den Verbraucher:innen wieder günstigere Tarife anbieten.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat für Dezember 2022 einen durchschnittlichen Strompreis von 40,07 ct/kWh ermittelt. Im Juli lag der durchschnittliche Strompreis noch bei 37,07 ct/kWh. In dieser Zeit konnten vor allem Grundversorger gute Angebote mit günstigen Strompreisen machen, sodass Verbraucher:innen, die auslaufende Verträge bei unabhängigen Versorgern hatten oder von diesen Preiserhöhungen erhalten haben, oftmals in die Grundversorgung gewechselt sind.

Dieser Trend dreht sich nun wieder: Die Grundversorger gehören nun wieder mehrheitlich zu den teuren Anbietern vor Ort und die alternativen Versorger trumpfen mit guten Angeboten auf. Vielerorts liegen die Preise bereits unterhalb der 40 ct/kWh und damit unterhalb des gedeckelten Preises der Strompreisbremse. Neukunden in der Grundversorgung zahlen derweil eher 45 bis 49 ct/kWh.

Wer in der Energiekrise keine günstigeren Tarife für einen Wechsel finden konnte oder mangels anderer Angebote in die Grundversorgung gewechselt ist, kann aktuell also wieder attraktive Tarife finden.

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Warum sind die Strompreise so hoch?

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und Einstellung der Gaslieferungen aus Russland sind vor allem die Gaspreise in astronomische Höhen geschossen. Dies hat aber auch unmittelbaren Einfluss auf den Strompreis. Das liegt am sogenannten Merit-Order-Prinzip, nach dem an den europäischen Energiebörsen die Preise bestimmt werden.

Dabei wird ermittelt, welches das Kraftwerk ist, das noch benötigt wird, um den tatsächlichen Energiebedarf zu decken. Dabei wird mit den Kraftwerken mit den geringsten Produktionskosten begonnen. Das letzte Kraftwerk, das noch benötigt wird, bestimmt dann den Strompreis: Aktuell liegen die Produktionskosten in den Gaskraftwerken am höchsten und damit richtet sich der Strompreis an der Börse an den Gaskraftwerken aus. Die anderen Stromproduzenten können ihren Strom also auch entsprechend teuer verkaufen – so kommen die sogenannten Zufallsgewinne bei Ökostromproduzenten zustande, die nun im Rahmen der Strompreisbremse abgeschöpft werden sollen.

Wie haben sich die Strompreise entwickelt?

Blickt man auf die vergangenen 10 Jahre, stellt man auch dort eine stete Erhöhung des durchschnittlichen Strompreises fest. Diese war aber deutlich moderater als der Anstieg, der zuletzt zu beobachten war. 2012 lag der durchschnittliche Strompreis beispielsweise bei 25,89 ct/kWh, 2019 war der Preis schon auf 30,46 ct/kWh geklettert.

Der Preis für Beschaffung und Vertrieb, der von den Versorgern festgelegt werden kann, sank dabei aber teilweise sogar und dennoch stieg der Gesamtpreis insgesamt. Das lag daran, dass besonders die Umlagen und Abgaben Einfluss auf den Strompreis nahmen. Die EEG-Umlage beispielsweise lag 2012 noch bei 3,59 ct/kWh und ist bis 2020 auf 6,75 ct/kWh gestiegen.

Die EEG-Umlage fiel im Juli 2022 gänzlich weg, was aber den rasanten Anstieg des Strompreises nur leicht abfedern konnte. Betrachtet man nur den Preisbestandteil für Beschaffung und Vertrieb, erkennt man, wie stark plötzlich die Preise stiegen. Im Durchschnitt lag dieser 2021 noch bei 7,93 ct/kWh, im ersten Halbjahr 2022 lag dann schon eine Steigerung von fast 100 Prozent vor – auf durchschnittlich 14,46 ct/kWh. Und der Trend hält an: Im zweiten Halbjahr 2022 lag der durchschnittliche Wert bereits bei 18,31 ct/kWh.

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